Die Verben EINSTEIGEN, AUSSTEIGEN, UMSTEIGEN und ZUSTEIGEN

Wenn ihr öffentliche Verkehrsmittel oder andere Fahrzeuge benutzt, habt ihr sicher schon die Wörter ‘einsteigen‘, ‘aussteigen‘ und ‘umsteigen‘ gehört. Auch das Verb ‘zusteigen‘ hat mit diesen Verben zu tun. Jedoch kann man diese Verben manchmal auch in anderen Kontexten verwenden, zum Beispiel in der Wirtschaft oder im Arbeitsleben.

In diesem Artikel lernt ihr diese Verben genauer kennen und ich nenne euch Beispiele, wie und in welchen Situationen ihr sie sinnvoll verwendet.

 

Das Verb STEIGEN ist die Basis

Das Stammverb für diese Verben ist das unregelmäßige Verb ‘steigen‘, das im Präteritum und im Partizip II einen anderen Verbstamm hat als im Präsens.

Das Verb ‘steigen‘ bedeutet normalerweise so etwas wie “sich nach oben bewegen“. Es kann aber auch manchmal die Bedeutung “einen Schritt machen” haben.

Dieses Verb ist ein intransitives Verb, denn es steht immer ohne Objekte. Das bedeutet, dass ihr ‘steigen‘ nur mit dem Subjekt im Satz, also im Nominativ, verwenden könnt. Nur das Subjekt kann steigen. Dieses Subjekt kann aber sowohl eine Person als auch eine Sache oder etwas Abstraktes sein, wofür ihr zwei Beispiele sehen könnt …

Der Benzinpreis steigt sehr stark.

Der Mann steigt auf das Dach seines Hauses.

Zwar sind mit dem Verb ‘steigen‘ keine Objekte möglich, aber das Beispiel zeigt euch, dass ihr dieses Verb durch verschiedene Angaben (adverbiale Bestimmungen) ergänzen könnt, um zu sagen, wann, wo(hin), wie oder warum jemand oder etwas steigt.

Da das Verb ohne Objekte gebraucht wird, kann es nie im Passiv stehen.

Als Verb, mit dem man einen Ortswechsel ausdrücken kann, steht steigen‘ im Perfekt und im Plusquamperfekt immer mit dem Hilfsverb SEIN, wie hier …

Der Benzinpreis ist stark gestiegen.

Der Mann war auf das Dach seines Hauses gestiegen.

 

Passende Nomen für dieses Verb sind “das Steigen” und “die Steigung“. Dabei verstehen wir “das Steigen” als das Nomen für einen Prozess, während die Steigung” mehr das Ergebnis des Steigens beschreibt.

 

STEIGEN und STEIGERN

Der Unterschied zwischen ‘steigen‘ und ‘steigern‘ ist minimal, aber wichtig. Das regelmäßige Verb ‘steigern‘ verwenden wir, wenn es ein Akkusativobjekt gibt, das durch das Subjekt zum ‘Steigen’ gebracht wird, wie in diesem Fall …

Der Konzern steigert seinen Gewinn um 30 Prozent.

Paul hat sich in der Schule sehr gesteigert.

Ihr könnt sehen, dass das Verb ‘steigern‘ mit einem Akkusativobjekt oder einem Reflexivpronomen im Akkusativ zu verwenden ist, damit es einen Sinn macht.

Das abgeleitete Nomen von ‘steigern‘ ist “die Steigerung“, aber ihr kennt sicher auch das feminine Substantiv “Versteigerung“, ein Synonym für “Auktion“.

 

Im Folgenden kehren wir aber zurück zu den Varianten mit dem Verb ‘steigen‘ …

 

Das Verb EINSTEIGEN

Das trennbare Verbeinsteigen‘ wird in den meisten Fällen verwendet, wenn man ein Verkehrsmittel betritt, zum Beispiel ein Auto oder einen Bus. Da ein Fahrzeug meistens ein geschlossener Raum ist, braucht ihr nach dem Verb ‘einsteigen‘ die Wechselpräposition IN (mit Akkusativ), wie in diesen Beispielen …

Ich steige in den Bus ein.

Martin steigt in den Zug ein.

Relativ oft findet ihr aber auch nur das Verb ‘steigen‘ ohne das Präfix “ein-“, wie hier …

Peter steigt in sein Auto.

Carmen steigt ins Flugzeug.

Wenn man das Fahrzeug nennt, in das der Passagier steigt, muss man das Präfix “ein-” nicht sagen, man kann es aber tun.

Manchmal hört ihr vielleicht auch das untrennbare Verbbesteigen‘, wenn es um Verkehrsmittel geht. Dieses Verb kann ein Synonym sein, aber es betont weniger einen Raum, den man betritt. Deshalb kann man beispielsweise auch einen Berg oder ein Pferd ‘besteigen’. Das Verb ‘besteigen‘ kann nur mit einem Akkusativobjekt sinnvoll gebraucht werden, denn es muss ein Objekt geben, das man ‘besteigt‘.

 

Das Verb ‘einsteigen‘ eignet sich aber auch für andere Kontexte, vor allem im Wirtschafts- und Arbeitsleben, wie in diesen Beispielen …

Wir sind beim Kurs von 26€ in die Aktie eingestiegen.

Gabriele steigt mit einem sehr geringen Lohn in ihren neuen Job ein.

Bald wird eine große Firma in unser Projekt einsteigen.

 

Passende Nomen für ‘einsteigen‘ sind “der Einstieg” und (in seltenen Fällen) “das Einsteigen“. Das Adjektiv “steigend” beschreibt eine laufende Tendenz nach oben.

 

Das Verb AUSSTEIGEN

In vielen Fällen ist das Präfix “aus-” das Gegenteil von “ein-“, vor allem, wenn es um geschlossene Räume geht. Aber auch elektrische Geräte kann man ein- und ausschalten.

Das trennbare Verbaussteigen‘ bedeutet etwas Ähnliches wie “verlassen” und wird meistens gebraucht, wenn jemand ein Fahrzeug verlässt. Wenn man also ein Fahrzeug verlässt, steigt man aus ihm aus. Das Interessante an diesem Verb ist, dass ihr zweimal das Wort “aus” braucht, wenn ihr es im Satz verwendet. Einmal ist es das Präfix “aus-” von “aussteigen“. Das andere “aus” ist die Präposition AUS, die ihr verwenden müsst, wenn ihr ausdrücken wollt, dass jemand einen Raum verlässt. Nach der Präposition AUS steht immer der Dativ. In konkreten Beispielen sieht das so aus …

Ihr müsst hier aus dem Bus aussteigen.

Er steigt aus dem Auto (aus) und geht ins Haus.

Wenn man das Fahrzeug nennt, aus dem jemand  aussteigt, muss man das Präfix “aus-” nicht verwenden. In diesen Fällen kann man nur das Verb “steigen” mit der Präposition AUS verwenden.

Ähnlich wie das Verb ‘einsteigen‘ könnt ihr ‘aussteigen‘ nicht nur für Transportmittel verwenden, sondern auch für andere Bereiche, wie hier …

Wir sind aus dem Projekt ausgestiegen, weil es zu teuer war.

Ein guter Pokerspieler steigt früh aus einem Spiel aus, wenn er keine Chance hat zu gewinnen.

Wenn ihr ‘aussteigen‘ mit einem Nomen ausdrücken wollt, könnt ihr das maskuline Substantiv “Ausstieg” nehmen.

Wenn ihr statt des Verbs ‘aussteigen‘ das untrennbare Verbverlassen‘ nehmt, müsst ihr es mit einem Akkusativobjekt verwenden, weil ihr mit diesen Verb auch angeben müsst, WAS jemand verlässt …

Ich verlasse den Zug am nächsten Bahnhof.

Jedoch eignet sich ‘verlasseneinerseits nicht für alle Situationen, in denen man ‘aussteigen‘ verwenden kann. Andererseits kann man in einigen Fällen ‘verlassen‘ verwenden, wenn das Verb ‘aussteigen‘ nicht möglich ist.

 

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Das Verb UMSTEIGEN

Wenn man ein Transportmittel wechselt, steigt man um.

Auch ‘umsteigen‘ ist ein trennbares Verb. Nach ‘umsteigen‘ könnt ihr temporale oder lokale Angaben verwenden, aber ihr müsst es nicht. Es folgen einige Beispiele, wie ihr ‘umsteigen‘ im Satz gebrauchen könnt …

Ich steige in Frankfurt um.

Karl ist um 11:05 Uhr in Köln umgestiegen.

Aber auch die detaillierte Variante ist möglich …

Sabine muss um 3 Uhr aus dem Zug in den Bus umsteigen.

Wie die Verben ‘einsteigen‘ und ‘aussteigen‘ könnt ihr auch das Verb ‘umsteigen‘ für andere Lebensbereiche nutzen, die nichts mit Verkehrsmitteln zu tun haben, wie hier …

Isabelle ist von normalen Zigaretten auf E-Zigaretten umgestiegen.

Das passende Nomen für ‘umsteigen‘ ist “der Umstieg“.

Oben habt ihr schon gesehen, dass das Verb ‘wechseln‘ eine Alternative zu ‘umsteigen‘ ist. Aber ihr müsst es mit einem Akkusativobjekt verwenden, wie in diesem Beispiel …

In Frankfurt müssen wir den Zug wechseln.

 

Das Verb ZUSTEIGEN

Das trennbare Verbzusteigen‘ solltet ihr nur im Kontext von Verkehrsmitteln gebrauchen.

Ihr könnt es verwenden, wenn ihr ausdrücken wollt, dass jemand zusätzlich zu (einer) anderen Person(en) in ein Fahrzeug einsteigt. Diese andere(n) Person(en) ist/sind schon im Fahrzeug, wenn eine neue Person ‘zusteigt‘.

Zum Beispiel kann man manchmal Zugbegleiter hören, die auf diese Weise fragen, ob es neue Passagiere im Zug gibt …

Ist jemand zugestiegen?

 

Mehr trennbare und untrennbare Verben mit STEIGEN

Neben den Verben mit ‘steigen‘, die ich euch oben vorgestellt habe, existieren in der deutschen Sprache noch mehr Verben, die wichtig für euch sein können.

 

Das Verb AUFSTEIGEN

Das trennbare Verb ‘aufsteigen’ kann in wenigen Fällen mit Fällen für Fahrzeuge oder Transportmittel verwendet werden. Typische Beispiele finden wir meistens in der Geschichte. In vergangenen Jahrhunderten stieg man auf Pferde oder auf Pferdekutschen auf.

Heutzutage wird das Verb ‘aufsteigen‘ in der Regel im Sinn von “innerhallb einer Reihenfolge oder einer Ordnung nach oben gehen” gebraucht. Wir kennen das vor allem im Berufsleben oder im Sport, wie in diesen Beispielen …

Petra ist Beamtin. Durch regelmáßige Beförderungen steigt sie regelmäßig auf.

Der FC Schalke 04 ist in die Bundesliga aufgestiegen.

 

Aus dem Verb ‘aufsteigen‘ lassen sich die Nomen “Aufsteigen” und “Aufstieg” ableiten. Das neutrale Nomen “Aufsteigen” beschreibt den Prozess des “Nach-Oben-Gehens”. Das maskuline Nomen “Aufstiegsteht für das Ergebnis von ‘aufsteigen‘. Wenn jemand ‘aufsteigt‘, ist er/sie ein(e) “Aufsteiger(in)“.

 

Das Verb ABSTEIGEN

Das trennbare Verbabsteigen‘ ist das Gegenteil von ‘aufsteigen‘. Wenn jemand oder etwas “nach unten geht“, dann ‘steigt jemand/es ab’. Analog zum Verb ‘aufsteigen‘ seht ihr dieses Verb heutzutage vor allem in der Berufswelt oder im Sport, beispielsweise so …

Unsere Mannschaft wird leider in die dritte Liga absteigen.

Stefan musste einen schlechteren Job annehmen. Dadurch ist er beruflich abgestiegen.

 

Natürlich gibt es auch passende Nomen zum Verb ‘absteigen‘. Sie lauten: der “Abstieg” und das “Absteigen“. Das erste Nomen beschreibt das Ergebnis von ‘absteigen‘, das zweite Nomen dagegen den Prozess von ‘absteigen‘. Eine Person, die ‘absteigt‘, nennt man einen “Absteiger” oder eine “Absteigerin“.

 

Das Verb ANSTEIGEN

Das Verb ‘ansteigen‘ ist dem Hauptverb sehr ähnlich, aber während steigen‘ immer verwendet werden kann, wenn jemand oder etwas sich “nach oben bewegt“, wird das trennbare Verbansteigen‘ normalerweise nur verwendet, wenn der “Anstieg” quantifizierbar oder irgendwie messbar ist. Beispielsweise ist es problemlos möglich zu sagen …

Die Temperatur steigt auf 26 Grad.

Die Temperatur steigt auf 26 Grad an.

Wenn ihr dagegen nicht spezifisch ausdrückt, wie etwas steigt, ist das nur mit ‘steigen’ möglich …

Clara steigt auf ihr Pferd.

Auch für das Verb ‘ansteigen‘ könnt ihr zwei passende Nomen finden. Diese sind “der Anstieg” (für das Ergebnis von ‘ansteigen‘) und “das Ansteigen” (zur Bescheibung des Prozesses von ‘ansteigen‘).

 

Das Verb ÜBERSTEIGEN

Das Verb ‘übersteigen‘ ist eines der wenigen nicht trennbaren Verben mit dem Stammverb ‘steigen‘. Dieses Verb brauchen wir normalerweise, wenn wir sagen wollen, dass etwas passiert, was man sich nicht vorstellen kann beziehungsweise nicht für möglich hält.

Dabei verliert das Stammverb ‘steigen‘ seine ursprüngliche Bedeutung ein wenig, weil sich nichts “nach oben bewegt”, sondern ein Problem oder eine Entwicklung Dimensionen entwickelt, die man nicht erwartet hat. Man kann das dann zum Beispiel so ausdrücken …

Diese Entwicklung übersteigt meine Vorstellungskraft.

 

Das Verb DURCHSTEIGEN

Das trennbare Verb ‘durchsteigen‘ wird oft umgangssprachlich verwendet. Manche Leute gebrauchen dieses Verb, wenn sie ausdrücken wollen, dass ihnen ein Problem, eine Entwicklung oder eine Aufgabe zu kompliziert geworden ist und sie deshalb keine Lösung finden, wie in diesem Beispiel …

Annabelle steigt bei diesen vielen Namen, Zahlen und Daten nicht mehr durch.

 


https://deutsch-coach.com/endlich-oder-schliesslich/

https://deutsch-coach.com/trennbare-und-untrennbare-verben/

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https://deutsch-coach.com/nach-hause-zu-hause-oder-haus/

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