Ihr wisst sicher, dass ihr das Partizip II eines Verbs für die Bildung des Perfekts, des Plusquamperfekts, des Futur II oder auch des Passivs braucht. Das Partizip II ist also wichtig und sollte gut gelernt werden, damit ihr ein gutes Deutsch sprechen könnt.
Wenn ihr Zeitung oder Bücher lest, seht ihr manchmal auch das Präteritum. Diese Vergangenheitszeit ist für die geschriebene Sprache wichtig.
Leider passieren aber oft Fehler, die man durch besseres Lernen vermeiden kann. Solche schlimmen “Klassiker” sind zum Beispiel “gegeht“, “gelauft” oder “gebleiben“.
In diesem Beitrag geht es um Möglichkeiten, wie ihr die Formen des Präteritums und des Partizips II der unregelmäßigen Verben leichter lernen könnt.
Bevor ihr hier eine Lernstrategie für die unregelmäßigen Verben kennen lernt, könnt ihr euch gerne in diesem Blog ansehen, wie ihr das Partizip II bilden müsst.
Das Partizip II aus ge- + Verbstamm + Endung
Das Partizip II eines Verbs wird aus seinem Verbstamm im Infinitiv und der Endung -t oder -et (bei regelmäßigen Verben und den gemischten Verben) oder der Endung -en (bei unregelmäßigen Verben) gebildet.
In vielen Fällen steht das Präfix ge- vor dem Verbstamm. Zum Beispiel hat das regelmäßige Verb “malen“ im Partizip II die Form “gemalt“.
Das Präfix ge- braucht ihr immer, wenn ein Verb im Infinitiv kein Präfix hat, wie unser Beispiel “malen“, oder wenn das Verb ein trennbares Verb ist, wie “anmalen“. Bei trennbaren Verben wird das Präfix ge- (in roter Farbe) zwischen das Präfix des Verbs (in blauer Farbe) und den Verbstamm (in grüner Farbe) gesetzt. Für das Verb “anmalen” ist das Partizip II also …
“angemalt“.
Verbstamm ohne ge- + Endung
Wenn das Verb nicht trennbar ist oder im Infinitiv auf -ieren endet, steht es immer ohne ge-. Beispielsweise wird aus “trainieren” das Partizip II “trainiert” oder aus dem untrennbaren Verb “verstehen” bildet man das Partizip II “verstanden “.
Änderung des Verbstammes bei unregelmäßigen Verben
Der Verbstamm bei REGELMÄßiGEN VERBEN ändert sich nie !!! Aber das Problem bei der Bildung des Partizips II sind natürlich die UNREGELMÄßIGEN VERBEN.
Wenn ihr das Partizip II bilden wollt, ändert sich bei diesen Verben meistens der Verbstamm und es ist nicht immer leicht, ihre Partizip-II-Form zu lernen.
So ändert sich beispielsweise der Verbstamm beim Verb “singen” von “sing” im Infinitiv (und im Präsens) zu “sung” im Partizip II.
Aus der Infinitivform …
singen
wird beispielsweise im Perfekt …
ich habe gesungen.
… und auch im Präteritum
Dazu kommt, dass sich bei unregelmäßigen Verben auch der Stamm des Präteritums ändert und man manchmal drei verschiedene Verbstämme lernen muss.
Für unser Beispiel “singen” findet ihr drei unterschiedliche Verbstämme …
singen (Infinitiv)
sang (Präteritum)
gesungen (Partizip II)
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Dann gibt es noch die gemischten Verben …
Einige wenige Verben sind sogenannte gemischte Verben. Sie ändern ihren Verbstamm im Präteritum und im Partizip II, aber sie haben die Endungen für regelmäßige Verben. Einige Beispielsätze dafür sind …
Ich habe nicht an deinen Geburtstag gedacht.
Peter wusste nicht, dass du einen Freund hast.
Wie kann man diese Formen lernen?
Unregelmäßige Verben sind unregelmäßig, weil sie unregelmäßig sind! Deshalb gibt es keine Regel, nach der man sie lernen kann.
Man kann aber Gruppen von unregelmäßigen Verben bilden, die den gleichen Verbstamm und die gleichen Änderungen des Stammes haben. Meistens ändert sich nämlich nur der sogenannte Stammlaut. Das ist ein Vokal oder ein Doppellaut (Diphtong), auf dem man den Verbstamm betont. Für das Verb “singen” ist der Stammlaut der Vokal -i- oder für das Verb “bleiben” ist der Stammlaut das Diphtong -ei-.
Wie unser Beispiel “singen” funktioniert zum Beispiel auch das Verb “sinken“…
sinken (Infinitiv)
sank (Präteritum)
gesunken (Partizip II)
Wenn ihr euch die Mühe macht, die Verben in Gruppen aufzuschreiben, könnt ihr die Verben lernen, die in ihren Stammänderungen vergleichbar sind.
Zum Beispiel gibt es viele Verben, die einen Verbstamm mit -ei- haben, der sich im Präteritum zu -ie- und im Partizip II zu -ie- ändert, wie bei den Verben “bleiben” oder “steigen” …
bleiben / steigen (Infinitiv)
blieb / stieg (Präteritum)
geblieben / gestiegen (Partizip II)
Ihr könnt in dem Beispiel sehen, dass ihr bei einigen Verben die Form des Präteritums und des Partizips II auf sehr ähnliche Art bilden müsst. Im Infinitiv ist der Stammlaut -ei- und dieser Laut ändert sich im Präteritum und im Partizip II zu -ie-. Dies ist nicht nur bei diesen drei Verben so, sondern zum Beispiel auch bei diesen Verben …
leihen, scheinen, schreiben, treiben .
Die Präteritumformen dieser Verben sind nach diesem System …
lieh, schien, schrieb, trieb .
… und im Partizip II sind die Verben …
geliehen, geschienen, geschrieben, getrieben .
Auch aus den Verben mit dem Stammlaut -ie-, der im Präteritum und im Partizip II zu -o- wird, kann man eine Gruppe bilden. Drei wichtige Verben dieser Gruppe sind …
fliegen / bieten / verlieren
flog / bot / verlor
geflogen / geboten / verloren
Auch hier könnt ihr wieder ein “System” erkennen. Zu dieser Gruppe gehören unter anderen auch diese Verben …
biegen / schließen / wiegen / ziehen
Bei den Verben mit dem Stammende -ß wird aus diesem ß im Präteritum und im Partizip II in -ss , wie im Beispiel “fließen” oder “schließen” …
fließen / floss / geflossen
schließen / schloss / geschlossen
Eine weitere Gruppe mit einer ähnlichen Regel für die Stammlautänderung beim Präteritum und beim Partizip II sind Verben, die im Infinitiv mit dem Stammlaut -e- ,im Präteritum mit einem -a- und im Partizip II mit einem -o- stehen. Ihr habt es bei dieser Gruppe also mit drei verschiedenen Stammlauten zu tun. Diese Regel ( e – a – o) gilt aber für viele Verben. Einige wichtige Verben aus dieser Gruppe sind zum Beispiel …
brechen / empfehlen / nehmen / sehen / sprechen
brach / empfahl / nahm / sprach
gebrochen / empfohlen / genommen / gesprochen
Eine andere Gruppe hat im Infinitiv den Stammlaut -ei-, aber im Präteritum und im Partizip II steht der Stammlaut -i-, zum Beispiel bei den Verben …
reiten / leiden / schneiden
ritt / litt / schnitt
geritten / gelitten / geschnitten
Ihr seht, bei vielen dieser Verben mit den Stammendungen -d oder -t wird aus diesen Stammendungen ein -tt.
Die Gruppe -i- / -a- / -u- . enthält einige Verben, die ähnlich wie in der englischen Sprache funktionieren . Einige Verben ähneln sogar der englischen Übersetzung. Zu diesen Verben gehören neben den oben genannten Verben “singen” und “sinken” zum Beispiel …
finden / springen / stinken / trinken
fanden / sprangen / stanken / tranken
gefunden / gesprungen / gestunken / getrunken
Eine Gruppe mit ähnlichen Verbstämmen ist auch die Gruppe mit den Stammlauten -e- / -a- / -e- . In dieser Gruppe findet ihr so wichtige Verben wie …
essen / geben / lesen / sehen / vergessen
aß / gab / las / sah / vergaß
gegessen / gegeben / gelesen / gesehen / vergessen
Weitere relevante Gruppen sind unter anderen …
-a- / -ie- / -a-
Diese Gruppe enthält zum Beispiel die Verben “fangen“, “lassen“, “raten” oder “schlafen”
-a- / -u- / -a-
In dieser Gruppe finden sich Verben wie “fahren“, “laden” oder “waschen“.
-e- / -a- / -a-
In diese Gruppe könnt ihr unter anderen die gemischten Verben “brennen“, “kennen“, “nennen” oder “rennen” einfügen.
Wie könnt ihr diese Gruppen lernen?
Die unregelmäßigen Verben zu lernen ist ein langfristiges Projekt. Deshalb solltet ihr für euch einen Lernprozess entwickeln.
Am Anfang solltet ihr für jede mögliche Gruppe “Referenzverben” suchen. Diese Referenzverben sollten sehr leicht sein oder zu eurem Alltag gehören. Dann lernt ihr sie schneller und vergesst sie nicht.
Wenn zum Beispiel jemand Deutsch lernt, der im Journalismus arbeitet, sind für ihn die Verben “schreiben” und “lesen” sehr wichtig. Deshalb lernt er sie wahrscheinlich sehr schnell und gut, denn er braucht diese Verben täglich.
Das Verb “schreiben” ist dann ein gutes “Referenzverb” für die Gruppe -ei- / -ie- / -ie- und das Verb “lesen” ist ein sinnvolles “Referenzverb” für die Gruppe -e- / -a- / -e-.
Für die anderen Gruppen lassen sich sicher auch schnell passende “Referenzverben” finden. Neue Verben, die nach einem gleichen System der Stammlautänderung funktionieren, ordnet man dann nach und nach in die passende Gruppe ein.
Eine Gruppe für die “schwierigen” Verben
Es gibt unregelmäßige Verben, die sehr schwierig sind, weil sich der Verbstamm nicht nur beim Stammlaut ändert, sondern stärker und öfter. Auch die Endungen im Präsens können variieren. Zu diesen “schweren” Verben gehören die drei Hilfsverben “sein“, “haben” und “werden“.
Auch die Modalverben gehören vielleicht zu dieser Gruppe, aber einige von ihnen funktionieren nach einem System, das man lernen kann. Bei den Modalverben “dürfen“, können” und “müssen” braucht ihr für die Bildung des Präteritums und des Partizips II nur den Umlaut in den “normalen” Vokal zu ändern …
dürfen / können / müssen
durfte / konnte / musste
gedurft / gekonnt / gemusst
Die Modalverben “sollen” und “wollen” ändern ihren Verbstamm im Präteritum und im Partizip II nicht …
wollen / sollen
wollte / sollte
gewollt / gesollt
… und aus dem Modalverb “mögen” wird …
mochte
gemocht
Für die richtigen Endungen beim Präteritum und beim Partizip II solltet ihr beachten, dass die Modalverben wie die gemischten Verben funktionieren. Das bedeutet, der Verbstamm ändert sich bei den meisten Modalverben, aber die Endungen sind wie bei regelmäßigen Verben.
Sind andere Gruppenbildungen möglich?
In den meisten Lehrbüchern und anderen Quellen sind die unregelmäßigen Verben nur alphabetisch aufgelistet und meistens fehlen Gruppen. Aber es gibt auch einige Lehrbücher und Quellen, wo ihr eine etwas allgemeinere Gruppierungsmethode finden könnt.
Bei dieser Methode geht es nicht um die detaillierten Veränderungen des Stammlautes, sondern es ist für die Gruppenbildung wichtig, ob sich der Stamm des Infinitivs im Präteritum und/oder im Partizip II ändert. Konkret mit einigen Beispielen erklärt, sieht das so aus:
Das Verb “schreiben” hat den Stamm “schreib” im Infinitiv. Das ist die Variante A. Im Präteritum ist der Stamm “schrieb“. Dieser geänderte Verbstamm ist die Variante B. Die gleiche Variante findet ihr auch im Partizip II, also wieder B. Das Verb “schreiben” gehört also zur Gruppe A – B – B.
Das Verb “lesen” mit dem Verbstamm “les” ist die Variante A. Der Stamm ändert sich im Präteritum in die Variante B “las“. Im Partizip II ist der Verbstamm dann wieder “les” (Variante A). Deshalb ist die Gruppe für dieses Verb A – B – A.
Beim Verb “sinken” ändern sich alle drei Verbstämme unterschiedlich (“sink” – “sank” – “sunk“, das heißt, es gibt drei unterschiedliche Varianten und die passende Gruppe ist A – B – C.
Die Gruppe A – B – C kann man aber auch für das Verb “empfehlen” erkennen, denn es gibt eine Variante A (“empfehl“), eine Variante B (“empfahl“) und eine Variante C (“empfohl“).
Ihr seht, dass ihr nach diesem System zwar Gruppen bilden könnt, aber ihr müsst dann noch verstehen, welche konkteten Stammänderungen es innerhalb dieser Gruppen gibt und die Verben vielleicht innerhalb der einzelnen Gruppen genauer ordnen.
Farben und Markierungen helfen beim Lernen
Für viele Deutschlernende ist es manchmal schwierig, die Stammlautänderungen klar zu unterscheiden. Es passiert leider oft, dass zum Beispiel Verben wie “bleiben” in den Vergangenheitszeiten nicht richtig ausgesprochen oder geschrieben werden, weil der Wechsel des Stammlautes -ei- zu -ie- nicht beachtet wird. Ähnlich ist die Situation bei einigen Modalverben, wo in den Vergangenheitszeiten kein Umlaut im Verbstamm steht.
Um solche Probleme zu vermeiden, solltet ihr während des Lernens mit Farben oder anderen Markierungen arbeiten. Beispielsweise könntet ihr die unterschiedlichen Stammlaute mit unterschiedlichen Farben markieren und auch die verschiedenen Gruppen unterschiedlich darstellen, zum Beispiel durch unterschiedliche Hintergrundfarben.
In dieser Übung bekommt ihr die Möglichkeit, ein bisschen eure Grammatik zu trainieren. Es geht um unregelmäßige Verben im Präteritum und im Partizip II.
Ihr müsst die richtige Form des Präteritums und des Partizips II einsetzen. Bitte achtet dabei auch auf trennbare oder untrennbare Verben!
Viel Spaß!
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