STECKEN und STECHEN

Die Verben STECKEN und STECHEN scheinen ziemlich ähnlich, aber es gibt kleine Unterschiede in ihrer Bedeutung und in ihrer Konjugation.

Deshalb lernt ihr in diesem Artikel ihr, worauf ihr bei der Konjugation dieser Verben achten müsst. Außerdem erfahrt ihr, wann und wie ihr STECKEN und STECHEN verwenden könnt. Ihr lernt darüber hinaus weitere Verben, Adjektive und Nomen kennen, die sich aus diesen Verben ableiten lassen.

 

Das Verb STECKEN

Das Verb STECKEN könnt ihr verwenden, wenn ihr sagen wollt, dass jemand etwas durch eine Öffnung in einen Raum schiebt. Die Sache, die man in einen Raum steckt, bleibt meistens dort. Die folgenden Beispiele zeigen euch, wie ihr STECKEN verwenden könnt …

Martin steckt den Brief in den Briefumschlag.

Ich habe Das Geld in meine Brieftasche gesteckt.

Herr Hansen steckte den Schlüssel in das Türschloss.

Ihr seht in diesen Beispielen, dass das Verb STECKEN als Verb für Bewegungen einer Sache in einen Raum verwendbar ist. Deshalb steht die folgende Wechselpräposition IN immer mit dem Akkusativ.

Das Verb kann aber auch mit der Präposition AN oder anderen Wechselpräpositionen verwendet werden, wenn man sagen will, dass jemand etwas an einem anderen Gegenstand befestigen möchte. Aber auch in diesen Fällen steht nach einer Wechselpräposition der Akkusativ, wie in diesen Beispielen …

Der Bräutigam steckt der Braut den Ring an den Finger.

Der Wanderer steckt eine Feder an seinen Hut.

 

Das Verb STECKEN kann aber auch als Positionsverb für bestimmte Situationen verwendet werden, in denen ein Gegenstand nicht bewegt wird. In diesen Fällen ‘steckt‘ ein Gegenstand in einer Öffnung. Dieser Gegentand ist dann das Subjekt. Das bedeutet, die Öffnung hält den Gegenstand fest. Das klingt recht kompliziert, aber mithilfe dieser Beispielen erkennt ihr den Sinn …

Der Nagel steckt in der Wand.

Ich stecke im Stau.

In meiner Geldbörse stecken 30 Euro.

Ihr seht, in diesen Beispielen steht der Dativ nach den Wechselpräpositionen, denn es ist eine “ruhige” Situation.

 

Stecken oder andere Positionsverben?

Manchmal ist der Unterschied zwischen STECKEN und STEHEN, LIEGEN oder SITZEN nicht immer ganz klar oder es sind mehrere dieser Verben verwendbar. Die folgenden Beispielsätze sollen euch deshalb dabei helfen, die Bedeutungen dieser Verben zu unterscheiden …

Die Blumen stehen in der Blumenvase.

In diesem Beispiel ist die Öffnung der Blumenvase recht groß und sie hält die Blumen nicht fest.

Die Blumen stecken in der Blumenvase.

In diesem Fall ist die Öffnung der Vase eng und hält die Blumen fest.

Die Zigaretten liegen in der Schachtel.

Dieser Satz drückt aus, dass die Zigaretten lose in der Schachtel liegen. Nichts hält sie fest.

Die Zigaretten stecken in der Schachtel.

In diesem Beispiel werden die Zigaretten durch die Schachtel oder die anderen Zigaretten in der Schachtel gehalten. Man braucht vielleicht sogar etwas Kraft, um eine Zigarette aus der Schachtel zu ziehen.

Das Buch steht im Regal.

Hier steht ein Buch in aufrechter / vertikaler Position im Regal, aber es ‘steckt‘ nicht zwischen anderen Gegenständen.

Das Buch steckt im Regal.

Dieser Satz drückt aus, dass das Regal oder andere Bücher oder Gegenstände das “steckende” Buch festhalten.

 

Die Konjugation von STECKEN

Das Verb STECKEN ist leicht zu verstehen, denn es ist ein regelmäßiges Verb. Das bedeutet, dass sein Verbstamm “steck-” in allen Zeitformen gleich ist. Im Partizip II steht vor dem Verbstamm das Präfix “ge-“ und der regelmäßigen Endung -t.

Ihr müsst STECKEN mit dem Hilfsverb HABEN bilden.

Als Bewegungsverb steht dieses Verb immer mit einem Akkusativobjekt, denn das Subjekt ‘steckt‘ dieses Objekt in eine Öffnung. Es ist aber auch eine Lokalangabe erforderlich, um auszudrücken WOHIN das Subjekt etwas ‘steckt‘, wie in diesem Beispiel …

Maria steckt ihr Handy in die Tasche.

Als Positionsverb (in ruhiger Situation) steht STECKEN nur mit dem Subjekt im Nominativ. Eränzend braucht ihr aber auch eine Lokalangabe, um zu verstehen, WO etwas ‘steckt‘ …

Mein Schlüssel steckt im Türschloss.

 

Nomen-Verb-Verbindungen mit STECKEN

Mit dem Verb STECKEN sind viele interessante Nomen-Verb-Verbindungen möglich, bei denen das Verb in manchen Fällen seine eigentliche Bedeutung verliert. Es folgen eineige Beispiele …

Paul hat seinen Papierkorb in in Brand gesteckt.

Wir stecken in einem Dilemma.

Das Unternehmen steckt in einer Krise.

In Diktaturen steckt man Gegner ins Gefängnis.

Ich habe viel Zeit und Mühe in das Projekt gesteckt.

Du solltest dir ein Ziel stecken, um dich zu motivieren.

Abgeleitete Nomen und Adjektive

Aus dem Verb STECKEN lässt sich das maskuline Nomen “Stecker” ableiten. Ein Stecker ist ein elektrisches Teil, das mit einer Steckdose oder einem anderen Anschluss verbunden wird, um Strom oder Daten an ein anderes Gerät zu übertragen.

Aus den Partizipien “steckend” (Partizip I) und “gesteckt” (Partizip II) könnt ihr Adjektive bilden und vor Nomen setzen, wie hier …

Der im Schloss steckende Schlüssel ist sehr alt.

Das gesteckte Ziel wurde nicht erreicht.

 

Abgeleitete Nomen und Adjektive

Das Verb STECKEN ist die “Wurzel” für einige interessante und wichtige trennbare und untrennbare Verben, die eine andere Bedeutung haben.

 

Das Verb (SICH) VERSTECKEN

Das Verb VERSTECKEN ist ein regelmäßiges, nicht trennbares Verb. Das Verb kann reflexiv (mit einem Reflexivronomen im Akkusativ) oder nicht reflexiv gebraucht werden. Da VERSTECKEN regelmäßig ist, ändert sich sein Verbstamm in keiner Zeitform. Folglich steht sein Partizip II mit der Endung -t.

Das Perfekt und das Plusquamperfekt des Verbs steht immer mit dem Hilfsverb HABEN.

Wenn man jemanden oder etwas ‘versteckt‘, will man, dass die Person oder die Sache nicht gesehen wird. Einige Beispiele für das Verb VERSTECKEN …

Peter hat sich hinter einem Baum versteckt.

Ich verstecke meinen Schmuck unter meinem Bett.

 

Das Verb (SICH) ANSTECKEN

In den Zeiten der Corona-Epedemie hat sich das Verb ANSTECKEN zu einem sehr wichtigen Verb entwickelt.

Dieses trennbare Verb ist regelmäßig und ist reflexiv (mit einem Reflexivpronomen im Akkusativ) oder mit einem Akkusativobjekt verwendbar. Wie alle Varianten mit der Wurzel STECKEN müsst ihr das Perfekt und das Plusquamperfekt von ANSTECKEN ebenfalls mit HABEN bilden.

Wir verwenden ANSTECKEN vor allem, wenn es um die Übertragung einer Krankheit von einem Lebewesen zu einem anderen Lebewesen geht, wie in diesen Beispielen …

Ich habe mich bei meinem Freund mit Corona angesteckt.

Mein Freund hat mich mit Corona angesteckt.

 

Jedoch kann das Verb auch “ein Feuer auf etwas übertragenbeziehungsweise in Brand setzen” bedeuten, wie hier …

Paul hat seinen Baum im Garten angesteckt.

 

 

Das Verb STECHEN

Da das Verb STECHEN unterschiedliche Stammformen im Präsens, im Präteritum und im Partizip II hat, ist ein unregelmäßiges Verb. Deshalb endet es im Partizip II auf -en.

Das Verb wird mit dem Hilfsverb HABEN gebildet, weil es ein transitives Verb ist.

 

Was bedeutet STECHEN?

Das Verb STECHEN verwendet man zwar auch, wenn jemand etwas durch eine Öffnung in eine Raum schiebt. Der Unterschied zum Verb STECKEN ist aber, dass diese Öffnung durch die Aktion des STECHENS entsteht. Dafür ist normalerweise ein spitzer Gegenstand nötig, zum Beispiel ein Messer oder eine Nadel.

Während die Öffnung eines Raumes beim Verb STECKEN schon vorher existiert, existiert beim Verb STECHEN vorher keine Öffnung. Das bedeutet, man ‘sticht‘ eine Öffnung oder ein Loch in etwas.

Im Folgenden seht ihr einige Beispiele für das Verb STECHEN

Diese Mücken stechen mich jeden Abend.

Der Arzt sticht die Nadel in die Vene.

Eine Biene hat mich gestochen.

Wie das Verb STECKEN kann auch STECHEN als ein Verb der Bewegung verwendet werden, denn das Subjekt ‘sticht‘. Es gibt aber mehrere Varianten bezüglich der Objekte:

 

STECHEN mit Reflexivpronomen im Akkusativ oder mit Akkusativobjekt

Das Verb STECHEN steht mit einem Reflexivpronomen im Akkusativ oder mit einem Akkusativobjekt, wenn es kein weiteres Akkusativobjekt im Satz gibt.

Es ist aber sehr sinnvoll, zusätzliche adverbiale Bestimmungen (Angaben) in den Satz einfügen, damit man versteht, WOHIN und WIE / WOMIT das Subjekt ‘sticht‘ …

Ich habe mich mit der Nadel in den Finger gestochen.

Der Arzt sticht dich mit der Spritze.

Der böse Schüler sticht seinen Nachbarn mit dem Bleistift.

In allen drei Beispielen ist das Objekt das “Opfer” der Aktion des Subjekts, das ‘sticht‘. Die Angaben geben zusätzliche Informationen über den Ort und das Instrument oder Mittel.

 

STECHEN mit Reflexivpronomen im Dativ oder Dativobjekt und mit einem Akkusativobjekt

Das Mittel, Werkzeug oder Instrument, mit dem das Subjekt sticht‘, kann auch als Akkusativobjekt gebraucht werden. In diesem Fall muss das “Opfer” der Aktion im Dativ stehen.

Ein zusätzliches Lokalobjekt kann Informationen über den Ort geben, wo das “Opfer” gestochen wird. Seht euch auch dafür einige Beispiele an …

Warum hast du dir die Nadel in die Hand gestochen?

Der Arzt hat dem Patienten die Nadel in den Unterarm gestochen.

Die Beispiele zeigen das Opfer als Dativobjekt und das Instrument, mit dem gestochen wird, als Akkusativobjekt. Im ersten Beispielsatz steht das Reflexivpronomen im Dativ. Dagegen ist “dem Patienten” ein normales Dativobjekt.

 

STECHEN nicht als Positionsverb für ruhige Situationen verwendbar

Im Gegensatz zum Verb STECKEN ist es nicht möglich, STECHEN als Positionsverb für (ruhige) Situationen zu verwenden. Wenn ihr ausdrücken wollt, dass sich ein spitzer Gegenstand in einer Ruheposition in einem Raum befindet, solltet ihr STECKEN verwenden, wie hier …

Das Messer steckte noch im Körper des Mannes.

 

STECHEN als spitzer Schmerz

Das Verb STECHEN hat jedoch noch eine weitere Bedeutung, die vor allem in der Medizin sehr relevant ist. Wir sprechen manchmal von STECHEN, wenn wir einen spitzen Schmerz auf der Haut oder im Körper spüren. Diese Art von Schmerzen sind meistens auf eine bestimmte Körperregion beschränkt.

 

Abgeleitete Nomen und Adjektive

Auch aus dem Verb STECHEN könnt ihr wichtige Nomen und Adjektive ableiten.

Das Ergebnis von STECHEN ist “der Stich“. Wenn ein “Stich” beispielsweise von einer Mücke kommt, handelt es sich um einen “Mückenstich“.

Jedoch gibt es auch das Nomen “Stechen“, das zwei Bedeutungen haben kann. Die erste Bedeutung beschreibt den Vorgang “stechen“, zum Beispiel in diesem Satz …

Durch unhygienisches Stechen von Tatoos kann es zu Entzündungen kommen.

 

Die zweite Bedeutung von “Stechen” ist das Nomen von STECHEN als Schmerz, wie in diesem Beispiel …

Ich spüre ein starkes Stechen im Rücken.

Die beiden Partizipien von STECHEN sind “stechend” (Partizip I) und “gestochen” (Partizip II). Diese Partizipien könnt ihr als Adjektive nutzen, wie in diesen Beispielsätzen …

Der gestochene Mann hat eine Allergie gegen Bienenstiche.

Ich habe einen stechenden Schmerz im Knie.

Wichtig ist natürlich, dass ihr immer auf die Regeln Adjektivdeklination achtet, wenn ihr diese Partizipien als Adjektive verwendet. 🙂

 

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Das Verb ERSTECHEN

Das Verb ERSTECHEN ist leider in der Kriminalistik in einem sehr häufigen Gebrauch, denn meistens ist ERSTECHEN eine Straftat. Wenn jemand eine Person ‘ersticht‘, tötet er diese Person mit einem spitzen Gegenstand, zum Beispiel mit einem Messer.

Das Verb ist wie STECHEN ein unregelmäßiges Verb. Es ist aufgrund seiner Vorsilbe “er-” ein untrennbares Verb, das folglich in seinem Partizip II ohne das Präfix “ge- stehen muss.

Im Satz ist derjenige, der ‘ersticht’ das Subjekt. Um dem Satz mit ERSTECHEN einen Sinn zu geben, braucht man aber auch ein Opfer, das ‘erstochen’ wird. Dieses Opfer steht im Aktivsatz im Akkusativ und wird im Passivsatz zum Subjekt, wie ihr es in diesem Beispiel sehen könnt …

Der Mörder hat den Mann gestern erstochen.

Der Mann wurde gestern erstochen.

 

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2 Gedanken zu „STECKEN und STECHEN“

  1. Hallo Deutsch Coach…

    Kann man reintun durch stecken ersetzen? Ich sah diesen Satz und fragte mich, ob ich reintun durch stecken ersetzen könnte:

    Wieviel Kakao tust du in den Kuchen rein?

    Gracias

    1. Hallo, Logan,
      nein, “stecken” ist hier nicht das richtige Wort.
      In der Kochsprache ist “geben” dafür ein passendes Wort: “Wieviel Kakao gibst du in den Kuchen (rein)?”

      Viele Grüße
      Deutsch-Coach

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