Das Verb LASSEN und seine Bedeutungen (mit Beispielen)

Das Verb ‘lassen‘ ist ein sehr wichtiges Verb, das ihr in vielen Situationen gebrauchen könnt. Die Verwendung dieses Verbs ist aber auch nicht so ganz einfach, weil es verschiedene Funktionen und Bedeutungen haben kann.

Deshalb lohnt es sich, dass wir uns in diesem Artikel das Verb ‘lassen‘, seine Konjugation und seine Verwendungsmöglichkeiten genauer ansehen.

Das Verb ‘lassen‘ könnt ihr einerseits als Vollverb (mit unterschiedlichen Bedeutungen) verwenden, andererseits kann es wie ein Modalverb gebraucht werden. Außerdem ist mit ‘lassen‘ eine Passiversatzform möglich.

Bevor ihr jedoch die Bedeutungen von ‘lassen‘ kennenlernt, geht es zunächst um die Konjugation des Verbs …

 

Die Konjugation von LASSEN

Das Verb ‘lassen‘ ist ein unregelmäßiges Verb, denn sein Verbstamm ändert sich im Präsens. In der 2. und in der 3. Person Singular  wird aus dem Stammlaut “a” der Umlaut “ä“.

Außerdem endet das Verb in der 2. und in der 3. Person Singular auf “-t“. Da der Verbstamm von ‘lassen‘ auf “-s” endet, müsst ihr das “-s” von der Endung “-st” bei der 2. Person Singular wegnehmen. Es bleibt also nur ein “-t” am Ende, wie bei der 3. Person Singular. Ihr könnt die besonderen Formen von ‘lassen‘ auf dem Bild sehen.

Auch die Form des Verbs im Präteritum hat eine Stammänderung, Aus “lass” wird im Präteritum “ließ“. Als unregelmäßiges Verb muss es folglich im Präteritum die Endungen für unregelmäßige Verben bekommen.

Dabei gibt es in der 2. Person Singular eine Besonderheit bei der Endung, denn wegen der Stammendung auf “” müsst ihr ein “e” vor der Endung “-st” einfügen. Bei der 2. Person Plural braucht ihr dieses “e” jedoch nicht.

Das Partizip II des Verbs für das Perfekt, für das Plusquamperfekt und für das Passiv bildet ihr mit der Endung “-en” für unregelmäßige Verben. Deshalb ist “gelassen” das Partizip II von ‘lassen‘.

Da ‘lassen‘ ein transitives Verb ist, müsst ihr sein Perfekt und sein Plusquamperfekt mit dem Hilfsverb HABEN bilden.

 

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Perfekt und Plusquamperfekt von LASSEN im Hauptsatz und im Nebensatz

Sehr interessant wird es, wenn ihr das Verb ‘lassen‘ im Perfekt oder im Plusquamperfekt verwendet, denn die Struktur kann sehr unterschiedlich sein. Das hängt davon ab, ob ‘lassen‘ mit einem weiteren Verb gebraucht wird oder nicht.

Ohne weiteres Verb läuft es ganz “normal”. Im Hauptsatz steht das konjugierte Hilfsverb auf Position 2 der Satzglieder und das konjugierte Verb am Ende …

Mein Onkel hat das Buch im Schlafzimmer gelassen.

… und im Nebensatz steht das konjugierte Verb am Ende …

Meine Tante hat mir gesagt, dass mein Onkel das Buch im Schlafzimmer gelassen hat.

 

Ganz anders ist das, wenn ihr ‘lassenmit einem weiteren Verb gebraucht. Dann werden das Verb ‘lassenund das zusätzliche Verb im Infinitiv gebraucht und stehen nach dem konjugieren Hilfsverb HABEN. Das ist ähnlich wie bei den Modalverben im Perfekt oder Plusquamperfekt, wenn sie anderen Verben stehen.

Für ‘lassen‘ im Perfekt / Plusquamperfekt mit einem weiteren Verb im Infinitiv seht ihr drei Beispiele …

Wir haben die Kinder im Garten spielen lassen.

Jonas hat sich gestern operieren lassen.

Ich hatte mir das Essen nach Hause bringen lassen.

 

Und auch in Nebensätzen gibt es eine Besonderheit. Das konjugierte Hilfsverb HABEN steht NICHT am Ende des Nebensatzes

Wir erinnern uns, dass wir die Kinder im Garten haben spielen lassen.

Wusstest du, dass Jonas sich gestern hat operieren lassen?

Ich glaube, dass ich mir das Essen ins Büro hatte bringen lassen.

Auch diese Besonderheit kennt ihr vielleicht schon von den Modalverben im Perfekt oder im Plusquamperfekt.

 

Diese Strukturen braucht ihr natürlich auch für den Konjunktiv II der Vergangenheit

Ich hätte dich nie allein im Zoo gelassen.

Du weißt, dass ich dich nie allein im Zoo gelassen hätte.

Er hätte sich besser scheiden lassen.

Es wäre besser gewesen, wenn er sich hätte scheiden lassen.

 

Bedeutungen von LASSEN

Wie schon gesagt, hat das Verb ‘lassen‘ mehrere Bedeutungen, wenn wir es als Vollverb verwenden. Ein Vollverb ist ein Verb, das ohne andere Verben alleine in einem Satz stehen kann und eine eigene Bedeutung hat. Wenn ‘lassen‘ als Vollverb gebraucht wird, steht das Verb mit einem Akkusativobjekt.

Jedoch hat dieses Verb andere Bedeutungen, wenn es wie ein Modalverb  (mit einem weiteren Verb im Infinitiv) oder als  Ersatz für das Passiv gebraucht wird.

 

LASSEN als Vollverb

Mit ‘lassen‘ in seiner Funktion als Vollverb könnt ihr ausdrücken, dass ihr etwas nicht mehr tut oder mit etwas aufhört. In dieser Bedeutung steht mit ‘lassen‘ in der Regel ein Akkusativobjekt, wie in diesen Beispielen …

Peter lässt das Klavierspielen.

Paula hat das Rauchen gelassen.

Häufig könnt ihr ‘lassen‘ in diesem Fall auch mit dem Verb ‘sein‘ im Infinitiv sehen, wie hier …

Peter lässt das Klavierspielen sein.

Paula hat das Rauchen seingelassen.

Die Bedeutung des Verbs ändert sich dadurch jedoch nicht.

 

Mit dem Verb ‘lassen‘ könnt ihr aber auch sagen, dass ein Objekt (jemand oder etwas) an einem Platz bleibt. Das Subjekt nimmt dieses Objekt also nicht mit, sondern es lässt das Objekt da, wo es ist. Außerdem kann man mit dem Verb ‘lassen‘ ausdrücken, dass etwas so bleibt, wie es ist.

Dafür seht ihr einige Beispiele …

Ich lasse meinen Computer zu Hause.

Darf ich meinen Hund für ein paar Tage bei dir lassen?

Manuel hat seine Tasse auf dem Tisch gelassen.

Carla lässt ihre Haustür offen.

Martin lässt seine Haare lang.

 

Für diese Bedeutungen könnt ihr auch einige trennbare und untrennbare Verben verwenden, bei denen ‘lassen‘ das Hauptverb ist und bestimmte Adverbien oder Präpositionen zum Präfix werden, wie in diesen Beispielen …

Kann ich Ihnen meine Visitenkarte dalassen?

In meiner Erklärung habe ich nichts weggelassen.

Ich will dich in dieser Situation nicht alleinlassen.

Der Räuber hat seine Mütze zurückgelassen.

Herr Huber hat mir eine Nachricht hinterlassen.

 

LASSEN wie ein Modalverb

Das Verb ‘lassen‘ könnt ihr in vielen Situationen auch wie ein Modalverb verwenden. Wie die meisten Modalverben muss ‘lassendann mit einem anderen Verb im Infinitiv stehen, wie in diesem Beispiel …

Paul lässt sein Auto reparieren.

Ich lasse dich unseren Urlaub planen.

Wenn ihr das Verb ‘lassen‘ so gebraucht, sagt ihr damit, dass man eine andere Person dazu bringt, etwas zu tun, was man selbst nicht tun will oder kann. Man gibt sozusagen einer anderen Person / anderen Personen den Auftrag, etwas zu tun. Man delegiert also eine Tätigkeit.

 

Ihr könnt ‘lassen‘ außerdem in der Bedeutung von ‘erlauben‘ oder wenigstens tolerieren / ‘duldenbeziehungsweise nicht behindern‘ oder ‘nicht blockieren‘ verstehen, wie in diesen Beispielsätzen …

Meine Mutter lässt mich nur bis 22 Uhr ausgehen.

Ich lasse dich mit am Computer spielen.

 

Natürlich funktioniert das auch im negativen Sinn …

Du lässt dir nichts sagen!

… bedeutet, dass jemand nicht hören will, was eine andere Person ihm mitteilt oder vorschlägt. Meistens meinen wir damit, dass jemand es anderen Personen nicht erlaubt, ihn zu kritisieren.

 

Wenn jemand möglich macht, dass eine Person oder Sache an einen bestimmten Ort kommt, kann man das ebenfalls gut mit dem Verb ‘lassen‘ ausdrücken. Solche Situationen können gewollt oder auch nur erlaubt worden sein. Es folgen einige Beispiele für diese Kontexte …

Paul lässt die Luft aus den Autoreifen.

Ich lasse Wasser in das Waschbecken.

Das Schiff wird zu Wasser gelassen.

Jana lässt ihre Katze auf das Bett.

Die Angestellte lässt die Kunden ins Geschäft.

 

Manchmal ist es sinnvoll, ein Verb im Infinitiv anzufügen, damit man den Sinn gut versteht, wie hier …

Im Wald lasse ich meinen Hund frei laufen.

 

Es gibt aber auch Situationen, in denen es auf den Kontext ankommt, was man mit ‘lassen‘ meint. Den Satz …

Meine Firma lässt mich mit dem Kunden verhandeln.

… kann man sowohl als Auftrag als auch als Erlaubnis verstehen.

 

Um eine Erlaubnis mit ‘lassen‘ zu formulieren, ist aber nicht immer ein anderes Verb im Infinitiv nötig. Manchmal reichen schon bestimmte Adverbien, die Präfixe für trennbare oder untrennbare Verben bilden, wie hier …

Ich lasse den Hund los.

Bitte lassen Sie mich rein!

 

LASSEN mit Reflexivpronomen

Oft könnt ihr das Verb ‘lassen‘ auch mit einem Reflexivpronomen sehen. Manchmal steht dieses Reflexivpronomen mit ‘lassen‘ im Akkusativ und manchmal im Dativ.

Wir brauchen sich lassen‘, wenn man jemandem nicht nur einen Auftrag gibt, sondern man auch der Empfänger der Leistung ist. Das bedeutet, man lässt etwas für sich selbst machen. Um das besser zu verstehen, seht euch die folgenden Beispiele an …

Kathrin lässt sich von ihrem Arzt untersuchen.

Du lässt dich oft fotografieren.

Ich lasse mich gerne von dir beraten.

In diesen Beispielen seht ihr das Reflexivpronomen im Akkusativ. Es kann aber auch im Dativ stehen, wie in diesen Beispielen …

Wann lässt du dir die Haare schneiden?

Ich lasse mir den Rasen mähen.

Beide Beispielsätze stehen mit einem Akkusativobjekt und dem Reflexivpronomen im Dativ.

Das Akkusativobjekt ist hier das Objekt mit dem das Subjekt etwas macht. Das Dativobjekt erklärt dagegen, wer der/die Empfänger(in) oder der/die Betroffene der Aktion ist. Man sieht in diesen Beispielen also, WEM die Haare geschnitten werden oder wessen Rasen gemäht wird.

 

Die Passiversatzform SICH LASSEN

Das Verb ‘lassen‘, zusammen mit dem Reflexivpronomen “sich” ist eine gute Alternative für einen Passivsatz mit dem Modalverb “können“.

Wenn ihr das Passiv mit Modalverben verwendet, müssst ihr ein bisschen auf die Struktur im Satz achten. Ein Beispiel für einen Passivsatz mit dem Modalverb “können” ist dieser Satz …

Dieses Auto kann zu einem guten Preis verkauft werden.

Ihr seht, dass drei Verben nötig sind, um zu sagen, dass das Auto gut zu verkaufen ist. Wenn ihr diesen Passivsatz mit ‘sich lassen‘ formulieren wollt, sieht das folgendermaßen aus …

Dieses Auto lässt sich zu einem guten Preis verkaufen.

Für diese Passiversatzform sind nur zwei Verben nötig: das Verb ‘lassen‘ in seiner konjugierten Form und das Vollverb im Infinitiv.

Natürlich könnt ihr diesen Satz auch in anderen Zeiten (oder auch im Konjunktiv) ausdrücken, hier zum Beispiel im Präteritum

Dieses Auto konnte zu einem guten Preis verkauft werden.

Dieses Auto ließ sich zu einem guten Preis verkaufen.

 

Ein bisschen interessanter ist es wieder beim Perfekt und beim Plusquamperfekt. Hier seht ihr die beiden Beispiel im Perfekt …

Dieses Auto hat zu einem guten Preis verkauft werden können.

Dieses Auto hat sich zu einem guten Preis verkaufen lassen.

Auch hier seht ihr wieder die schon erklärte Struktur mit zwei Infinitivformen am Ende.

Wenn ihr diese Struktur in einem Nebensatz verwendet, gelten wieder die gleichen Regeln wie bei Modalverben im Perfekt oder im Plusquamperfekt

Der Autohändler sagt, dass dieses Auto hat zu einem guten Preis verkauft werden können.

Der Autohändler sagt, dass dieses Auto sich zu einem guten Preis hat verkaufen lassen.

Im Perfekt oder im Plusquamperfekt mit ‘lassen‘ und zwei Infinitiven steht das konjugierte Hilfsverb hatVOR den beiden Infinitivformen.

 

LASSEN im Imperativ für Bitten

Mit dem Imperativ kann man normalerweise Befehle geben. Dies kann man auch mit dem Verb ‘lassen‘ tun, wie hier …

Lassen Sie mich gehen!

Lass mich in Ruhe! 

Aber mit ‘lassen‘ im Imperativ könnt ihr auch Wünsche oder Bitten formulieren, etwas mit anderen gemeinsam zu tun, so wie in diesen Beispielen …

Lass uns die Strategie  besprechen!

Lasst uns in die Stadt gehen!

Im ersten Beispiel steht der Imperativ in der “du-Form”, im zweiten Beispiel dagegen in der “ihr-Form”. Manchmal kann man auch eine “wir-Form” sehen, wie hier …

Lassen wir uns überraschen!

 

Ein letzter Hinweis …

Bei der Konjugation von ‘lassen‘ müsst ihr besonders aufpassen, vor allem bei den Vergangenheitszeiten. Dabei solltet ihr darauf achten, dass ihr es nicht mit dem Verb ‘lesen’ verwechselt.

 


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