Lernt ihr Deutsch? Dann habt ihr sicher einmal vom GER gehört.
Es geht heute nicht um die internationale Abkürzung für Germany, sondern um den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen, kurz: GER.
Was der GER ist und warum er wichtig ist, erkläre ich euch in diesem Beitrag.
Was ist der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen (GER)?
Der GER definiert bestimmte Niveaustufen für eine Sprache und enthält Kriterien, welche sprachlichen Fähigkeiten für ein bestimmtes Niveau einer Sprache erforderlich sind.
In der englischen Sprachen ist der GER auch als CEFR (Common European Framework of Reference for Languages) bekannt und Französischsprechende kennen den GER als CECR (Cadre européen commun de référence pour les langues).
Mittlerweile gibt es den GER für 40 Sprachen, darunter neben den in Europa bedeutendsten Sprachen Englisch, Detusch, Französisch, Spanisch und Italienisch auch in Russisch, Arabisch und Türkisch. Aber auch weniger relevante Sprachen wie Katalanisch, Koreanisch oder Albanisch haben in Europa diesen Referenzrahmen.
Warum gibt es den GER?
Wer in Europa Deutsch oder auch andere Sprachen lernt, kann das an vielen allgemeinen Schulen, speziellen Sprachschulen und bei anderen Institutionen tun.
Da diese Schulen aber oft mit unterschiedlichen Methoden und unterschiedlichen Lehrbüchern arbeiten, ist es für Lernende manchmal schwer, die angebotenen Kurse bezüglich ihres Niveaus und ihrer Zertifikate besser miteinander zu vergleichen.
Um die Angebote miteinander vergleichbarer zu machen, wurde der Gemeinsame Referenzrahmen für Sprachen (GER) im Jahr 2001 vom Europarat entwickelt. Der GER gilt seitdem als Empfehlung für Institutionen, Schulen und Firmen, die Sprachen unterrichten oder mit ihnen zu tun haben.
Der GER hilft damit auch den Spachschulen und ihren Lehrer(innen), genauer festzulegen, was sie in welcher Niveaustufe unterrichten. Lehrende und Lernende bekommen also einen Rahmen, der die Inhalte einer Niveaustufe genauer bestimmt. Das hilft ihnen bei der Wahl der adäquaten Lehrinhalte für das entsprechende Sprachniveau.
Darüber hinaus vermittelt der Gemeinsame Referenzrahmen für Sprachen (GER) Unternehmen und anderen, die Sprachkenntnisse von Bewerber(innen) beurteilen, eine klarere Orientierung bezüglich der sprachlichen Fähigkeiten von Bewerber(innen).
Schließlich sollen Sprachniveaus unterschiedlicher Sprachen vergleichbarer sein als früher. Wer beispielsweise ein ähnliches Niveau in Deutsch und in Englisch hat, verfügt in beiden Sprachen über ähnliche Kenntnisse.
Welche Niveaustufen gibt es im GER?
Nach dem Konzept des GER gibt es drei Hauptstufen: die Grundstufe, die Mittelstufe und die Oberstufe. Dies sind die Sprachniveaus A, B und C.
In der Niveaustufe A geht es um die “elementare Sprachverwendung”.
Wer die Niveaustufe B erreicht hat, beherrscht die “selbstständige Sprachverwendung”.
Die Niveaustufe C setzt im GER eine “kompetente Sprachverwendung” voraus.
Jedoch ist jede Stufe in jeweils einen unteren und einen oberen Teil untergliedert, sodass es am Ende sechs Niveaustufen sind:
Das Niveau A1 ist das Anfängerniveau; mit dem Niveau A2 besitzen Lernende schon “grundlegende Kenntnisse”.
Das Niveau B1 beinhaltet “fortgeschrittene Sprachverwendung“, während das Niveau B2 als “selbstständige Sprachverwendung” definiert wird.
Mit dem Niveau C1 ist der/die Lernende in der Lage, in einer Sprache “fachkundige Kenntnisse” vorzuweisen. Der Gipfel ist mit dem Niveau C2 erreicht. Der Lernende hat fast die Kenntnisse eines Muttersprachlers / einer Muttersprachlerin.
Wie werden die Sprachniveaus festgestellt?
Zur Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten eines/einer Lernenden werden seine/ihre Fähigkeiten in vier “Disziplinen” beurteilt.
Diese vier sprachlichen Fertigkeiten umfassen das Leseverstehen, das Hörverstehen, den schriftlichen Ausdruck sowie den mündlichen Ausdruck. Es geht also darum, wie man einerseits eine Sprache visuell und auditiv versteht, andererseits in dieser Sprache schriftlich und mündlich kommunizieren kann.
Das Leseverstehen und das Hörverstehen kann man dabei mehr als passive Komponenten der Sprachkompetenz sehen. Dagegen sind das Sprechen und das Schreiben eher aktive Elemente des Sprachverständnisses, weil in diesen beiden Disziplinen nicht nur die verstehende Aufnahme des Gehörten oder des Gelesenen relevant ist, sondern auch die aktive Verarbeitung mittels eigenem Ausdruck.
Wie diese Sprachniveaus genau definiert sind und wie die sprachlichen Fertigkeiten darin beschrieben sind, erfahrt ihr auf der Internetseite des Europarates, wo ihr eine Unterseite zum Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) findet.
Wie der Name schon sagt, ist der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen (GER) nur ein Rahmen, in dem Sprachkenntnisse allgemein als sprachliche Kompetenzen definiert werden.
Wenn es um konkrete Lerninhalte geht, finden sich keine festen Inhalte oder feste Tests. Die allgemeinen Beschreibungen der Fähigkeiten lassen Sprachschulen und Sprachlehrer(innen) viel Raum, die genauen Inhalte ihrer Kurse zu definieren.
Denn nach den Vorstellungen der Schöpfer(innen) des Referenzrahmens soll der GER “flexibel, offen und dynamisch“ sein. Die definierten Niveaustufen bieten eher eine Orientierung als ein festes Beurteilungssystem für Sprachkenntnisse.
Dies ermöglicht Kursanbieter(innen) flexible Angebote, die sich an den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Teilnehmer(innen) orientieren. Beispielsweise braucht ein(e) Mediziner(in) sicher ein anderes Vokabular und andere grammatische Strukturen als ein(e) Jurist(in), ein(e) Philosoph(in) oder ein(e) Mathematiker(in).
Auch die Gruppengröße und der berufliche und soziale Hintergrund der Schüler(innen) haben natürlich einen Einfluss auf die Inhalte von Sprachkursen.
Die Offenheit des Referenzrahmens trägt zudem zur Vergleichbarkeit einzelner Sprachen bei, weil allgemeine Sprachkompetenzen formuliert werden, ohne sich auf (nicht vergleichbare) Details festzulegen.
Eine starke Detaillierung der Anforderungen für jedes Niveau ist nicht sinnvoll. wenn man die Vergleichbarkeit von Sprachniveaus gewährleisten will, denn nicht jede Sprache enthält die gleichen Anforderungen im Detail. Beispielsweise spielt das Passiv in einigen Sprachen eine wichtigere Rolle als in anderen.
Allerdings bedeutet das auch eine gewisse Erschwerung der Beurteilung eines Sprachniveaus. Wer ein Niveau B2 hat, muss dieses Niveau nicht in allen vier Fertigkeiten haben. Beispielsweise kann das Niveau eines/einer Lernenden im mündlichen Ausdruck besser sein als im schriftlich Ausdruck. Oder jemand kann sich im beruflichen Umfeld hervorragend verständigen, obwohl er sich im privaten Sprachgebrauch schwer tut. Auch kann es – je nach angebotenem Kurs – erhebliche Unterschiede beim Wortschatz geben.
Die Sprachschulen und Kursanbieter bemühen sich jedoch die im Referenzrahmen erwarteten allgemeingültigen Kenntnisse in ihre Kurse für die einzelnen Niveaustufen zu integrieren. So sollte zum Beispiel jede(r) spätestens mit dem Niveau B1 den Umgang mit den Wechselpräpositionen sicher beherrschen.
Wo wird der GER in Deutschland gebraucht?
Der GER hilft dabei, Lehrpläne, Lehrbücher und Prüfungen für eine Sprache vergleichbarer zu machen. Sprachschüler(innen) erhalten dadurch mehr Klarheit, welche Niveaustufe sie mit einem bestimmten Kurs erreichen können.
Die im GER beschriebenen Niveaustufen bilden für deutsche Behörden oder Institutionen eine solide Basis für die Zulassung zu bestimmten Studiengängen oder Berufen in Deutschland.
Beispielsweise müssen Mediziner mindestens über das Sprachniveau C1 verfügen, Pflegekräfte brauchen in der Regel ein Niveau B2 und Au-pairs sollten mindestens das Niveau A1 beherrschen, um in Deutschland arbeiten zu können. Auch Integrationskurse sind in Deutschland mit einem bestimmten Sprachniveau verbunden.
Probleme mit dem GER
Aufgrund seines Charakters als “Rahmen” und seiner Offenheit ist das Spektrum der Kenntnisse, die im Gemeinsamen Europäischen Sprachrahmen (GER) formuliert sind, je Niveaustufe recht breit gefächert. Das bedeutet, dass es innerhalb der Niveaustufen zu große Unterschiede in den erworbenen Kenntnissen gibt.
Dieses Problem macht es für Sprachschulen und Lehrende oft erforderlich, innerhalb der Niveaustufen, Zwischenstufen einzurichten, damit Lernende besser bezüglich ihres wahren Sprachniveaus beurteilt werden können. Im Ergebnis finden sich heutzutage beispielsweise Sprachkurse für die Niveaustufen B1.1, B1.2, B2.1 und so weiter. Von einigen Sprachschulen werden bis zu 4 Unterniveaus pro Niveaustufe angeboten.
Außerdem werden zunehmend Kurse angeboten, in denen berufsspezifische Inhalte mit bestimmten Niveaustufen verbunden sind, beispielsweise “B1/B2 für Pflegekräfte“.
Da der Referenzrahmen des GER ein europäisches Konzept ist, hat er in anderen Regionen der Welt oft keine Gültigkeit. Oftmals konkurriert der GER in diesen Regionen mit standardisierten Sprachtests, mit denen dort Sprachniveaus in einer Fremdsprache festgestellt werden.
In einigen Fällen unterscheidet sich auch die Zahl der Niveaustufen von der des GER, sodass es weltweit nicht immer leicht ist, die Angaben zu erworbenen Sprachniveaus zu vergleichen.
Offizielle Prüfungen nach dem GER
Die Zahl der angebotenen Sprachprüfungen, die sich am GER orientieren, steigt stetig und die Prüfungen werden zunehmend an die Bedarfe der Kunden angepasst. Im Folgenden findet ihr einige Prüfungsanbieter und Prüfungsmodelle.
Goethe-Institut
Zu den wichtigsten Anbietern für gehört aber wohl sicher das Goethe-Institut, das allgemeine Prüfungen für die Niveaustufen A1 bis C2 anbietet. Aber auch inhaltlich spezialisierte Prüfungen für Jugendliche und für den Beruf finden sich im Angebot des Goethe-Institut. Das Goethe-Institut ist bislang der “Branchen-Primus”, auch wenn andere Prüfungsanbieter sichtbar aufholen. Dennoch genießt ein Goethe-Zertifikat weiterhin die höchtste Reputation unter den Zertifikaten.
telc
Ein weiterer, zunehmend relevanter Akteur auf dem “Markt” der Sprachprüfungen ist telc. Dieser Anbieter bietet ebenfalls Prüfungen für alle Niveaustufen an, hat darüber hinaus jedoch eine starke Ausrichtung auf die Gesundheitsberufe. Die Prüfungen können an vielen Sprachschulen, die als telc-Prüfungszentrum registriert sind, abgelegt werden.
ÖSD
Wer seine Deutschprüfung in Österreich und in anderen Ländern machen möchte, kann dort auch die ÖSD-Prüfung machen. Die ÖSD-Prüfung wird für alle Niveaus vom Verein Österreichisches Sprachdiplom Deutsch angeboten und ist gleichwertig zum Goethe-Zertifikat. Ähnlich den Prüfungen des Goethe-Instituts ermöglichen auch die ÖSD-Prüfungen eine Spezialisierung auf Themen junger Menschen. Auch ein Zertifikat für Wirtschaftssprache wird angeboten. Ähnlich wie bei telc gibt es auch für die ÖSD-Prüfungen dafür vorgesehene Prüfungszentren.
TestDaF
Der Test für Deutsch als Fremdsprache (TestDaF) eignet sich für Menschen, die an Universitäten und Hochschulen in Deutschland studieren möchten, denn ein TestDaF-Zertifiakt wird dort in der Regel problemlos akzeptiert.
Der Schwerpunkt des Tests liegt auf Themen rund um Studium und Ausbildung und Prüflinge sollten mit Anforderungen der Niveaustufen B2 bis C1 rechnen, wenn sie sich für den TestDaF entscheiden. Für den TestDaf gibt es keine Prüfungszentren, aber man kann diese Prüfung beim Goethe-Institut, bei DAAD-Lektoraten und an vielen Hochschulen in Deutschland und weltweit machen.
DSH
Die DSH (Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang) kann bei einigen deutsch Hochschulen und Universitäten abgelegt werden. Jedoch unterscheiden sich die Prüfungen von Hochschule / Universität zu Hochschule / Universität und man sollte sich vorher dort informieren.
Um an der Prüfung teilnehmen zu können, muss man schon an der entsprechenden Hochschule als Student(in) zugelassen sein. Die Inhalte orientieren sich zwar am GER, aber es gibt drei mögliche Abschlüsse: DSH-1, DSH-2 und DSH-3.
Wer zwischen 57 und 66 Prozent der Gesamtpunktzahl erreicht hat, bekommt den Abschluss DSH-1, bei 67 – 81 Prozent erhält man den Abschlus DSH-2 und Ergebnisse über 82 Prozent führen zum Abschluss DSH-3. Je nach Studienfach braucht man ein bestimmtes DSH-Niveau. Dabei ist DSH-1 etwa mit einem Niveau A2/B1 vergleichbar, DSH-2 umfasst die Niveaustufen B2/C1 und DSH-3 ist einem Sprachniveau C1/C2 gleichzusetzen.
Deutsch-Test für Zuwanderer
Noch relativ jung ist der Deutsch-Test für Zuwanderer. Er richtet sich vor allem an Immigranten, die von außerhalb der EU nach Deutschland kommen und ein Sprachniveau der Stufe B1 nachweisen müssen. Dies sind oft Flüchtlinge oder auch Menschen, die von Familienmitgliedern nach Deutschland nachgeholt werden.
Zur Vorbereitung dieses Test sind offizielle Integrationskurse entwickelt worden, die neben Sprachkenntnissen auch Inhalte zum politischen und gesellschaftlichen System in Deutschland vermitteln.
Mehr über den Deutsch-Test für Zuwanderer kann man beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF), beim Goethe-Institut und bei telc erfahren. Auf diesen Internetseiten findet man auch Modelltests.
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