Präsens oder Futur für die Zukunft?

“Ich gehe morgen ins Kino.”

oder

 Ich werde morgen ins Kino gehen.”

Was ist besser? Wann gebrauchen wir das Präsens oder das Futur, wenn wir über etwas in der Zukunft sprechen?

In diesem Beitrag gebe ich euch die Antwort auf diese Frage, die mir in meinen Klassen oft gestellt wird.

Das Präsens könnt ihr in der deutschen Sprache, vor allem in der mündlichen Sprache, relativ flexibel verwenden. Ihr habt sicher schon gesehen oder gehört, dass wir das Präsens immer verwenden, wenn wir über etwas sprechen, das im Moment (in der Gegenwart) passiert. Aber wir verwenden diese Zeitform auch relativ oft, wenn wir über die Zukunft sprechen. Aber da gibt es ja noch das Futur. Wann ist das Präsens  besser? Wann das Futur?

Das Präsens für die Zukunft

Das Präsens solltet ihr verwenden, wenn ihr über etwas sprechen wollt, das ganz sicher stattfindet. Oft drückt ihr das im Satz mit einer Zeitangabe aus, wie in diesem Beispielen …

Maria fährt morgen mit dem Bus zur Arbeit.

Tom bleibt bis morgen Abend zu Hause.

Alexander geht in drei Wochen in Urlaub.

Mit dem Präsens kündigt ihr also etwas an, was ihr mit Sicherheit in der Zukunft macht.

Das Futur ist für solche sicheren Ankündigungen nicht unbedingt falsch, aber das Präsens klingt für absolut sichere Pläne besser.

Ähnlich wie beim “simple past” in der englischen Sprache kann das Präsens auch verwendet werden, wenn man über etwas spricht, was sich regelmäßig wiederholt. Meistens findet ihr in solchen Sätzen eine Zeitangabe, die eine Wiederholung des Ereignisses anzeigt, wie in diesen Beispielsätzen …

Jeden Montag geht Franziska ins Fitnessstudio.

Die Zeitschrift erscheint wöchentlich.

Montags hat diese Klasse Deutsch und Englisch.

 

Das Futur für die Zukunft

Für die Zukunft gibt es eigentlich zwei Zeiten: das Futur I und das Futur II. Meistens verwenden wir jedoch das Futur I, das mit dem Hilfsverb WERDEN und dem Infinitiv des Verbs gebildet wird, wie in diesen Beispielen …

In drei Wochen werde ich aus den USA zurückkommen.

Du wirst diesen Mann nie wieder treffen.

Wenn ihr jedoch das Futur II braucht, müsst ihr es mit WERDEN, dem Infinitiv eines der Hilfsverben HABEN oder SEIN und dem Partizip II des Verbs bilden, wie hier …

Wir werden unser Haus in zwei Jahren gebaut haben.

Peter wird in drei Monaten umgezogen sein.

Die Zeiten des Futur braucht ihr aber nicht für jede Aktion / Handlung in der Zukunft.

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns nur mit dem Futur I, obwohl für das Futur II ähnliche Bedingungen gelten.

Wir benutzen das Futur I vor allem bei Absichten, Vermutungen, Versprechen und Befehlen wie in diesen Beispielen …

Das Futur I für Absichten …

Meine Eltern werden nach Barcelona fliegen.

Sie haben die Absicht, nach Barcelona zu fliegen.

 

Das Futur I für Versprechen …

Meine Tochter wird mehr lernen.

Hier nehmen wir das Futur I, weil sie das (den Eltern / dem Lehrer) versprochen hat. Man kann sich ein Versprechen auch selbst geben, sozusagen wie ein Schwur …

Ich werde diesen Fehler nie wieder begehen!

 

Das Futur I für Vermutungen …

Ich glaube, es wird später regnen.

Hier äußert der Sprecher eine Vermutung. denn er verwendet einen Nebensatz nach dem Verb “glauben“. Solche Vermutungen stehen auch oft mit den Partikelndoch” und/oder “wohl“, wie in diesen beiden Beispielen …

Johannes wird wohl nicht zu Hause sein.

Sie wird doch wohl rechtzeitig zur Besprechung kommen.

Beim zweiten Beispiel ist die Vermutung mit einer gewissen Unsicherheit verbunden.

Solche Vermutungen sind aber auch gut mithilfe der Modalverben möglich.

Du wirst jetzt sofort still sein!

In diesem Beispiel wird das Futur verwendet, um einen Befehl auszudrücken. Sonst bräuchte man dafür einen Imperativsatz wie diesen …

Sei jetzt sofort still!

 

Vergleich zwischen Präsens und Futur mit Beispielen

In der Zusammenfassung sehr ihr einige Beispiele, die euch klarmachen, wann ihr besser Präsens oder Futur verwendet. Seht euch dazu ein paar Sätze an, damit ihr vergleichen könnt, wann das Präsens oder das Futur besser ist …

Ich komme nächsten Montag zurück.

Ich werde hoffentlich bald zurückkommen.

Der erste Satz steht im Präsens, weil damit ein klarer und sicherer Plan ausgedrückt wird. Dagegen steht der zweite Satz im Futur I. Hier äußert der Sprecher eine Absicht, aber es ist nicht sicher, ob der Plan funktioniert.

 

Ich nehme nach dem Urlaub selbstverständlich ab, weil ich mehr arbeiten muss.

Ich werde nach dem Urlaub abnehmen!

In diesen Beispielen ist der Unterschied nicht so sehr deutlich. Das erste Beispiel erklärt, warum der Sprecher abnimmt. Obwohl das zweite Beispiel eine Zeitangabe enthält, zeigt das Ausrufezeichen am Ende des Satzes, dass es sich um ein Versprechen oder eine Absicht handelt.

 

In einer Stunde kommt Peters Chef.

Peter denkt, dass sein Chef in einer Stunde kommen wird.

Im ersten Beispiel ist es sicher, dass Peters Chef in einer Stunde kommt, im zweiten Satz ist dies jedoch nur Peters Vermutung, die er durch das Verb “denkt ausdrückt.

 

Ich komme nicht zu deiner Party.

Ich werde nicht zu deiner Party kommen.

Beide Beispiele sind möglich, denn in beiden informiert der Sprecher oder die Sprecherin über den Plan, nicht zur Party zu kommen. Der zweite Beispielsatz im Futur I kann jedoch auch als Versprechen verstanden werden, vor allem wenn sich der/die Sprecher(in) denkt:

Zu dieser Party gehe ich sicher nicht.

 

Man kann das Futur I in diesem Beispielsatz, aber auch als Vermutung sehen, wenn der Sprecher oder die Sprecherin es so meint …

Ich kann wahrscheinlich nicht zu deiner Party kommen.

 

Andere sprachliche Mittel für die Zukunft

Wenn ihr über die Zukunft sprechen wollt, bieten sich dafür zahlreiche Möglichkeiten an, für die ihr keine Zeitform der Zukunft braucht.
Viele dieser Alternativen lassen sich bestens im Präsens ausdrücken, manche sogar mit Vergangenheitszeiten.

 

WOLLEN und MÖCHTEN

Das Modalverb WOLLEN und das Verb MÖCHTEN verwendet man zwar vor allem, um Wünsche oder Absichten zu äußern, aber dabei geht es immer auch um Ziele für die Zukunft. Insbesondere das Modalverb WOLLEN könnt ihr auch nutzen, um über einen Plan für die Zukunft zu sprechen, zum Beispiel so …

 

Wir wollen morgen an den Strand gehen.

Ich will mir am Montag die neue Wohnung ansehen.

 

Mit dem Verb MÖCHTEN klingt es ein bisschen vorsichtiger, aber auch damit kann man auf einen Plan hinweisen, wie hier …

Der Kunde möchte morgen kommen.

 

Infinitivsätze mit Verben mit Hinweis auf die Zukunft

Infinitivsätze geben euch viele Möglichkeiten über die Zukunft zu sprechen. Dafür braucht ihr im vorhergehenden Teilsatz nur ein passendes Verb (oder eine passende Verbverbindung) zu nehmen, damit der Satz auf etwas in der Zukunft hinweist. Solche Verben sind beispielsweise “planen“, “beabsichtigen“, “vorhaben” und viele mehr. Einige Beispiele dafür …

Herr Meyer plant, eine neue Firma zu gründen.

Wir haben vor, ein neues Auto zu kaufen.

Unsere Chefin beabsichtigt, neue Mitarbeiter einzustellen.

Er hat die Absicht, sich von seiner Frau scheiden zu lassen.

 

Das funktioniert nicht nur für Pläne, sondern – je nach Verb – auch für Versprechen oder sichere Entscheidungen, wie hier …

Der Bundesregierung hat beschlossen, die Mehrwertsteuer zu senken.

Ich verspreche dir, dich nie wieder anzulügen.

Ich habe mich entschieden, wieder mehr Sport zu treiben.

 

Adjektive mit Hinweis auf die Zukunft

Manchmal lassen sich auch Adjektive verwenden, mit denen man ein Substantiv (meistens ein Ereignis) mit der Zukunft verbinden kann. Solche Adjektive sind beispielsweise “zukünftig“, “künfig“, “baldig“, “nächste” oder “morgig“. Diese Adjektive müsst ihr natürlich deklinieren.

In konkreten Beispielsätzen sieht das so aus …

Nach der Wahlniederlage müssen wir den künftigen Kurs der Partei bestimmen.

Auf der morgigen Sitzung besprechen wir das neue Projekt.

In den Beispielen könnt ihr erkennen, dass es um den Kurs der Zukunft und die Sitzung von morgen geht, welche beide in der Zukunft liegen.

Häufig ist auch das Partizip I als Adjektiv eine sinnvolle Option, über Zukünftiges zu sprechen, wie in diesen Beispielen …

Der kommende Winter wird sehr hart für uns.

Die Bewerberin hat sich auf die anstehende Besprechung sehr gut vorbereitet.

Die werdende Mutter freut sich auf ihr Kind.

Auch in diesen Beispielen weisen die Partizipien als Adjektive auf etwas in der Zukunft hin.

 

Woher kommen die Wörter PRÄSENS und FUTUR?

Die meisten von euch wissen sicher, dass die Wörter “Präsens” und “Futur” aus der lateinischen Sprache kommen.

Das lateinische Wort “praesenssteht wie im Deutschen für die Zeitform der Gegenwart, das “tempus praesens“. Das Wort wurde aber auch Substantiv mit der Bedeutung “Gegenwart” verwendet. Darüber hinaus wurde es als Adjektiv gebraucht, wenn man etwas als “augenblicklich“, “jetzig“, “gegenwärtig” oder “derzeitig” beschreiben wollte.

Das Wort “Futur” existiert ebenfalls als Bezeichnung für die lateinische Zeitform “tempus futurum”. Wie in der deutschen Sprache gab es im Lateinischen ein Futur I und ein Futur II. Außerdem verwendete man das Adjektiv “futurus” mit den Bedeutungen “zukünftig” oder “kommend” und das Substantiv “futurum“, das “Zukunft” bedeutet.

Da diese beiden Wörter in ähnlicher Weise in anderen Sprachen zu finden sind, kennt ihr sie wahrscheinlich gut. Beispielsweise lauten die beiden Wörter im Englischen “present” und “future“. in der französischen Sprache nennt man sie “présent” und “future“. Natürlich existieren diese Wörter auch in den Sprachen Spanisch und Italienisch. Im Spranischen wie im Italienischen heißen sie “presente” und “futuro“.

In der deutschen Sprache kennen und verwenden wir auch die Wörter “Gegenwart” und “Zukunft.

 

Woher kommen die Wörter GEGENWART und ZUKUNFT?

Das Substantiv “Gegenwart” hat seinen Ursprung in den althochdeutschen Substantiven “gaganwart” und “geginwart” aus dem 9. Jahrhundert nach Christus. Das Wort “Gegenwart” bedeutet “Anwesenheit” oder “Dasein“. Im 19. Jahrhundert ist “Gegenwart” auch ein Ausdruck für die grammatische Zeit “Präsens”.

Auch das Wort “Zukunft” ist in der althochdeutschen Sprache entstanden, wo es “zuokunft” oder “zuokumft” lautete. Der Wortteil “kunft” hat mit “kommen” zu tun. Das Wort “Zukunft” beschreibt folglich das, was zu kommen hat. Es geht also um die Ereignisse, die der Gegenwart folgen.

 

Ein Blick auf andere Sprachen

Viele Sprachen haben ebenfalls ein “einfaches Präsens” und ein “einfaches Futur”, aber in einigen anderen Sprachen findet ihr auch weitere spezielle Zeitformen für die Gegenwart und die Zukunft.

In der englischen Sprache gibt es das “simple present”, das wie im Deutschen für momentane Zustände, feststehende Tatsachen oder für Ereignisse verwendet wird, die sich zu einem bestimmten, genannten Termin wiederholen. Für Ereignisse in der Zukunft nimmt man im Englischen eher das “present progressive”, “das going-to-future”, das “will-future” oder andere Alternativen.

Eine ähnliche Situation findet ihr in der spanischen Sprache, wo es ein “presente” gibt, das eher regelmäßige Termine, Feststehendes oder momentane Zustände beschreibt. Für Ereignisse der Zukunft wird es meistens nicht verwendet. Dafür existieren das “futuro”, aber auch andere Gegenwartsformen, mit denen sich Zukünftiges beschreiben lässt.

 


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Eine kurze Übersicht der deutschen Grammatik …


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