Wenn wir über die Vergangenheit sprechen, können wir in der deutschen Sprache drei Zeitformen verwenden. Diese Zeitformen sind das Perfekt, das Präteritum und das Plusquamperfekt.
In diesem Beitrag geht es vor allem um das Perfekt. In anderen Beiträgen informiere ich mehr über das Präteritum und über das Plusquamperfekt.
Wie bildet man das Perfekt?
Da wir das Perfekt im Alltag oft benutzen, ist es wichtig, dass ihr es korrekt bilden könnt.
Das Perfekt ist wie das englische “Perfect Tense” eine zusammengesetzte Zeit. Das bedeutet, ihr braucht zwei Elemente, um das Perfekt zu bilden:
- ein Hilfsverb (HABEN oder SEIN)
- das Partizip II des Verbs.
Das Hilfsverb müsst ihr für die richtige Person im Präsens konjugieren, aber das Partizip II des Verbs bleibt immer gleich, wie in diesen beiden Beispielen …
Petra hat gekocht.
Sandra und Hans sind gelaufen.
Wenn ihr das Perfekt richtig bilden wollt, müsst ihr natürlich die Verben SEIN und HABEN gut konjugieren (können). Wichtig ist aber auch, dass ihr das Partizip II des Verbs gut kennt.
Wie ihr das Partizip II des Verbs bildet, lernt ihr in einem speziellen Artikel über das Partizip II.
Ein anderer Artikel informiert euch, wie ihr die Formen des Partizips II leichter lernen könnt.
Das Perfekt im Hauptsatz und im Nebensatz
Im Hauptsatz steht das konjugierte Hilfsverb auf Position 2 der Satzglieder und das Partizip II am Ende des Satzes, wie hier …
Du hast gestern deine Oma besucht.
Heute ist mein Vater spät nach Hause gekommen.
Wenn ihr das Perfekt im Nebensatz verwenden wollt, müsst ihr nur das konjugierte Hilfsverb ans Ende des Satzes setzen. Es steht dann hinter dem Partizip II, wie in diesen beiden Beispielen …
Ich freue mich, dass du gestern deine Oma besucht hast.
Ich bin traurig, dass mein Vater spät nach Hause gekommen ist.
Wann braucht ihr HABEN für das Perfekt?
Es ist gar nicht so schwer zu verstehen, ob ihr HABEN oder SEIN für das Perfekt braucht. Es gibt klare Regeln.
Die Top-Regel: Verben mit Akkusativ mit HABEN
Immer wenn ihr das Verb mit einem direkten Objekt (=Akkusativobjekt), gebrauchen könnt, müsst ihr HABEN für das Perfekt (und auch für das Plusquamperfekt) nehmen.
Es ist dabei nicht wichtig, ob das Akkusativobjekt wirklich im Satz steht. Sobald ein Akkusativobjekt mit dem Verb stehen kann, braucht ihr HABEN für das Perfekt. Diese Verben mit möglichem direkten Objekt (Akkusativ) nennen wir transitive Verben.
Diese zwei Beispiele zeigen das Perfekt mit HABEN …
Ich habe einen Film gesehen.
Der Mann hat geraucht.
Im ersten Beispiel seht ihr das Akkusativobjekt “einen Film” mit dem transitiven Verb ‘sehen’. Deshalb braucht ihr HABEN für das Perfekt.
Im zweiten Satz stht kein Akkusativobjekt, aber man könnte zum Beispiel das Akkusativobjekt “eine Zigarette” mit dem Verb “rauchen” verwenden. Deshalb müsst ihr auch hier HABEN für das Perfekt nehmen.
Reflexive Verben im Perfekt mit HABEN
Alle reflexiven Verben bilden das Perfekt und das Plusquamperfekt mit HABEN. Es ist dabei egal, ob das Reflexivpronomen im Akkusativ oder im Dativ steht.
Das ist deshalb so, weil in Sätzen mit einem Reflexivpronomen im Dativ auch ein Akkusativobjekt steht. Schauen wir uns zwei Beispiele an …
Ich habe mich gewaschen.
Du hast dir das Gesicht gewaschen.
Hier steht in beiden Fällen das Perfekt mit HABEN, weil wir reflexive Verben ins Perfekt setzen müssen.
Im ersten Satz steht das Reflexivpronomen im Akkusativ, im zweiten Satz steht das Reflexivpronomen im Dativ, aber ihm folgt das Akkusativobjekt “das Gesicht”.
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Modalverben im Perfekt mit HABEN
Auch die Modalverben stehen im Perfekt / Plusquamperfekt mit dem Hilfsverb HABEN.
Die Modalverben drücken aus, dass man ‘etwas‘ machen kann, darf, will, muss oder soll. Dieses ‘etwas‘ ist normalerweise ein Akkusativobjekt. Auch dafür folgen wieder zwei Beispiele …
Paul hat gestern nicht arbeiten müssen.
Christine hat den Test nicht gekonnt.
Die zwei Beispiele zeigen Modalverben im Perfekt mit dem Hilfsverb HABEN.
Im ersten Satz sehr ihr das Modalverb ‘müssen‘ mit dem Verb ‘arbeiten‘, das heißt, Paul muss ‘etwas‘ (hier: arbeiten) machen.
WICHTIG: Wenn ihr das Modalverb mit einem weiteren Verb ins Perfekt / Plusquamperfekt setzt, stehen beide Verben in der Infinitivform.
Im zweiten Satz steht das Modalverb ‘können‘ im Partizip II (=’gekonnt’) mit dem Akkusativobjekt “den Test”. Deshalb müsst ihr das Perfekt mit HABEN bilden.
WICHTIG: Wenn man nur das Modalverb (ohne ein anderes Verb) im Perfekt / Plusquamperfekt verwenden will, nimmt man HABEN mit dem Partizip II des Modalverbs.
Wann braucht ihr SEIN für das Perfekt?
Ganz allgemein braucht ihr das Hilfsverb SEIN für das Perfekt mit sogenannten intransitiven Verben. Diese Verben stehen NIE mit einem Akkusativobjekt.
Diese Verben haben immer nur Folgen für das Subjekt im Satz, das etwas macht. Das Subjekt ist also immer selbst das “Opfer” seiner eigenen Aktionen / Handlungen.
Es gibt kein Objekt, mit dem das Subjekt etwas macht.
Im Folgenden seht ihr einige typische intransitive Verben, die im Perfekt im dem Hilfsverb SEIN stehen …
Verben der Bewegung von einem Ort zum anderen
Das Perfekt (Plusquamperfekt) mit SEIN verwendet man, wenn man ein Verb benutzt, das eine Bewegung von einem Ort zu einem anderen Ort ausdrückt, wie in diesem Beispiel …
Marianne ist nach Hause gegangen.
Hier geht Marianne von einem Ort zu einem anderen Ort. Also beschreibt das Verb ‘gehen‘ hier eine Ortsveränderung des Subjekts “Marianne”. Deshalb verwenden wir in diesem Satz das Perfekt mit dem Hilfsverb SEIN.
Achtung!!!
Wenn das Verb mit einem Akkusativobjekt steht, bilden wir das Perfekt (und das Plusquamperfekt) mit HABEN, auch wenn es eine Bewegung mit ein Ziel (zu einem anderen Ort) ausdrückt.
Sehen wir uns ein Beispiel an …
Der Pilot hat einen Airbus nach Berlin geflogen.
Wir sehen hier, dass das Subjekt “der Pilot” NICHT sich selbst von einem Ort zum anderen Ort ‘bewegt’, sondern einen “Airbus”. Dieser “Airbus” ist ein Akkusativobjekt und dann müsst ihr das Perfekt mit HABEN bilden.
Auch wenn ein Verb eine Bewegung beschreibt, solltet immer kontrollieren, ob das Verb mit einem Akkusativobjekt steht oder stehen kann, wie in diesem Beispiel …
Die Kinder haben Fußball gespielt.
Das Perfekt und das Plusquamperfekt werden hier mit HABEN gebildet, denn nach dem Verb ‘spielen‘ steht das Akkusativobjekt “Fußball”.
…Und noch einmal Achtung !!!
Natürlich gibt es viele Bewegungen, aber nicht bei allen bewegt sich das Subjekt von einem Ort zu einem anderen Ort, denn bei manchen Bewegungen bleibt es am selben Ort.
Ein gutes Beispiel ist das Verb ‘tanzen‘, denn normalerweise tanzt niemand von einem Ort zum anderen.
Deshalb seht ihr im folgenden Beispiel das Verb ‘tanzen‘ mit dem Hilfsverb HABEN im Perfekt, wie in diesem Beispielsatz …
Marianne und Thomas haben in der Diskothek getanzt.
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Verben der Zustandsveränderung
Das Perfekt oder Plusquamperfekt bildet man auch mit dem Hilfsverb SEIN, wenn man Verben der Zustandsveränderung in das Perfekt, setzen will. Einige Beispiele …
Die Rakete ist explodiert.
Das Baby ist eingeschlafen.
Der Dieb ist mit der Handtasche verschwunden.
Ihr seht hier, dass sich der Zustand des Subjekts verändert hat.
Diese Verben stehen immer ohne Akkusativobjekt !
Manche Schüler haben mich gefragt, ob das Verb ‘heiraten‘ auch eine Zustandsveränderung beschreibt.
Man kann dieses Verb vielleicht als Verb der Zustandsänderung sehen. Da man jedoch auch sagen kann, wen jemand ‘heiratet‘, kann das Verb ‘heiraten‘ mit einem Akkusativobjekt stehen. Also müsst ihr das Perfekt / Plusquamperfekt dieses transitiven Verbs mit dem Hilfsverb HABEN bilden.
Mehr Verben, die das Perfekt immer mit SEIN bilden
Einige Verben zeigen keine Bewegung an und sie beschreiben auch keine Zustandsveränderung. Diese Verben stehen aber auch immer OHNE Akkusativobjekt. Sie sind also auch intransitive Verben. Einige von ihnen können aber noch mit einem Dativobjekt stehen.
Diese Verben solltet ihr natürlich gut lernen. Wichtige Verben sind …
sein, werden, bleiben, passieren, geschehen, vorkommen, gelingen, misslingen, glücken, missglücken, begegnen, scheitern
Es folgen Beispielsätze mit einigen dieser Verben:
Ich bin im Zoo gewesen.
Du bist zu Hause geblieben.
Marianne ist krank geworden.
Wann verwenden wir das Perfekt oder das Präteritum?
Normalerweise verwenden wir das Perfekt und das Präteritum, wenn wir über etwas sprechen, das in der Vergangenheit passiert ist. Das bedeutet, wir sprechen über etwas, das in der Vergangenheit begonnen hat oder stattgefunden hat.
Aber:
Das Perfekt solltet ihr vor allem beim SPRECHEN nehmen. Ihr könnt euch mit dieser Zeitform gut in der informellen Sprache und in der Alltagssprache ausdrücken. Die folgenden Beispiele zeigen euch das Perfekt im Satz …
Hast du Bananen gekauft? – Nein, ich habe sie leider vergessen.
Wir haben 13 Jahre in Frankfurt gewohnt.
Das Präteritum nehmen wir dagegen meistens beim SCHREIBEN, zum Beispiel in schriftlichen Berichten, Analysen oder in formellen Briefen und E-Mails. Wenn ihr jedoch informell schreiben wollt, zum Beispiel private Briefe oder Mails an gute Freunde oder Kollegen, ist das Perfekt dafür besser geeignet, weil die Sprache dann wie die Alltagssprache zu lesen ist.
Ihr könnt das Präteritum oft auch in Büchern oder Zeitungen finden, in denen über etwas aus der Vergangenheit geschrieben wird.
Das Präteritum braucht ihr vor allem für die FORMELLE Kommunikation. Dagegen braucht ihr das Perfekt für die INFORMELLE Kommunikation.
Autoren von Erzählungen (zum Beispiel Romane oder Kurzgeschichten) verwenden meistens das Präteritum für die Handlung. Dialoge (über die Vergangenheit) schreiben sie aber oft im Perfekt, damit die Sprache in diesen Dialogen für ihre Leser(innen) alltäglich und lebendiger wird, wie in diesem Beispiel …
Der Polizist stoppte den Autofahrer und fragte ihn: “Haben Sie das Schild nicht gesehen?”
Der Autofahrer antwortete: “Nein, ich habe es nicht gesehen. Deshalb bin ich zu schnell gefahren.”
Ihr könnt sehen, dass die Handlung im Präteritum formuliert ist, aber die Dialoge im Perfekt stehen.
Keine Regel ohne Ausnahme:
- Für einige Verben verwenden wir AUCH BEIM SPRECHEN das Präteritum. Die meisten Deutschen tun dies auch, sodass das Präteritum für diese Verben die “normale” Zeitform für die Vergangenheit ist …
- Für das Verb HABEN (als Vollverb) nehmen wir HATTE. Das Perfekt HAT … GEHABT verwenden wir jedoch auch sehr oft in der mündlichen Sprache.
- Für SEIN ist WAR oft die bevorzugte Form, aber das Perfekt IST GEWESEN ist manchmal auch zu hören.
- Für den Ausdruck ES GIBT solltet ihr die Präteritumform ES GAB nehmen, jedoch gebrauchen manche Leute in der Umgangsssprache die Form im Perfekt ES HAT … GEGEBEN.
- Für die Modalverben empfehle ich die Präteritumform, denn sie ist leichter zu bilden als das Perfekt und klingt trotzdem nicht exotisch. Wenn ihr mehr Erfahrung als Deutschlernende habt. könnt ihr natürlich die Modalverben in der mündlichen Sprache im Perfekt verwenden.
- KÖNNEN ist im Präteritum KONNTE und im Perfekt HAT + Verb im Infinitiv + KÖNNEN.
- WOLLEN ist im Präteritum WOLLTE und im Perfekt HAT + Verb im Infinitiv + WOLLEN.
- MÜSSEN ist im Präteritum MUSSTE und im Perfekt HAT + Verb im Infinitiv + MÜSSEN.
- DÜRFEN ist im Präteritum DURFTE und im Perfekt HAT + Verb im Infinitiv + DÜRFEN.
- SOLLEN ist im Präteritum SOLLTE und im Perfekt HAT + Verb im Infinitiv + SOLLEN.
- Für MÖCHTEN verwenden wir im Präteritum auch WOLLTE. oder die Perfektform HAT + Verb im Infinitiv + WOLLEN.
- MÖGEN ist im Präteritum MOCHTE ( Das Verb MÖGEN funktioniert nicht wie ein “normales” Modalverb, weil es normalerweise nicht mit einem Infinitiv steht, sondern mit einem Nomen oder Pronomen).
Alle Alternativen zum Perfekt müsst ihr natürlich in der richtigen Person konjugieren!
- Wenn etwas vergangen ist, aber Konsequenzen für die Gegenwart hat, nehmen wir beim SPRECHEN meistens das PERFEKT, wie in diesem Beispiel …
Gestern habe ich die Wäsche gewaschen. Sie ist aber noch nicht trocken.
- Wenn wir über etwas sprechen, was in der Vergangenheit begonnen hat und in der Gegenwart oder in der Zukunft endet, solltet ihr beim Sprechen auch das Perfekt verwenden, aber nicht das Präteritum. In diesen Situationen sieht man sich in der Zukunft, in der man zurück in die Vergangenheit schaut. Dafür seht ihr zwei Beispiele:
Morgen haben wir die Küste erreicht.
Im nächsten Jahr ist der Baum wieder ein bisschen gewachsen.
- Wenn ihr diese Sätze formeller sagen möchtet, könnt ihr das Futur II verwenden.
Morgen werden wir die Küste erreicht haben.
Im nächsten Jahr wird der Baum wieder ein bisschen gewachsen sein.
Der Unterschied zwischen Perfekt und Plusquamperfekt
Das Plusquamperfekt ist so etwas wie die Vergangenheit vor dem Perfekt oder dem Präteritum. Man braucht diese Zeitform, wenn man zwei Handlungen in der Vergangenheit in eine zeitliche Reihenfolge bringt und dabei ausdrücken möchte, dass eine Handlung nach der anderen stattfindet. Ein Satz im Plusquamperfekt steht dann in der “Vorvergangenheit“.
Das Plusquamperfekt wird ähnlich wie das Perfekt gebildet, aber bei dieser Zeit stehen SEIN oder HABEN nicht im Präsens vor dem Partizip II, sondern im Präteritum.
Wie ihr das Plusquamperfekt bildet und im Satz verwendet, seht ihr im folgenden Beispiel …
Nachdem ich gegessen hatte, habe ich einen Mittagsschlaf gemacht.
Mehr über diese Zeitform lernt ihr in einem speziellen Beitrag über das Plusquamperfekt.
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