Wenn ihr den Artikel eines Nomens wissen möchtet, könnt ihr ihn oft an der Endung des Nomens sehen.
Typische Beispiele sind die Endungen -ung, -keit und -schaft, die allesamt Endungen für feminine Nomen sind. Wenn ihr diese Endungen kennt, hilft euch das sicher sehr, aber leider gibt es viele Nomen ohne diese typischen Endungen.
Es gibt jedoch eine weitere Methode, die Deutschlernenden hilft, den richtigen Artikel für ein Substantiv zu finden.
Denn einige Nomen kann man zu “thematischen” Gruppen zusammenfassen. Diese Nomen gehören also zu Gruppen mit einem bestimmten “gemeinsamen” Thema oder Kontext. Ein Beispiel sind die Namen der vier Jahreszeiten:
DER Frühling / DER Sommer / DER Herbst / DER Winter
Ihr könnt in diesem Beispiel sehen, dass die vier Jahreszeiten den maskulinen Artikel DER haben.
Leider gibt es in einigen Gruppen Ausnahmen, da nicht alle Nomen den gleichen Artikel haben, aber das macht die deutsche Sprache interessanter. 😉
Generell solltet ihr besser ein Nomen mit seinem Artikel (und am besten auch mit seiner Pluralform) lernen, aber die Gruppen können euch die Arbeit etwas erleichtern, weil manchmal (fast) alle Nomen einer thematischen Gruppe, den gleichen Genus haben und deshalb mit dem gleichen Artikel stehen. In diesem Artikel lernt ihr einige wichtige thematische Gruppen von mit dem gleichen Artikel kennen, es gibt aber sicher noch weitere Gruppen.
Gruppen mit maskulinen Nomen (Artikel DER)
Nomen für maskuline Personen oder maskuline Berufsbezeichnungen stehen mit dem maskulinen Artikel DER.
Als erstes denkt man dabei natürlich an typisch maskuline Personen wie männliche Familienmitglieder, maskuline Berufsbezeichnungen und maskuline Bezeichnungen für Nationalitäten, die ihr in diesen Beispielen seht …
der Mann / der Vater / der Onkel, der Sohn, der Freund
der Arzt / der Lehrer / der Verkäufer
der Schwede, der Italiener, der Spanier
Auch viele Gruppen von Nomen, die mit Zeitangaben zu tun haben, sind männlich, beispielsweise die Jahreszeiten, die Monate, die Wochentage und fast alle Tageszeiten. Im Folgenden seht ihr einige Beispiele …
der Frühling, der Sommer, der Herbst, der Winter
der Januar, der Februar, der März
der Montag, der Dienstag, der Mittwoch
der Morgen, der Mittag, der Abend
Eine sehr wichtige Ausnahme ist das feminine Nomen …
die Nacht
Aus dem Bereich der Verkehrsmittel stammen andere Gruppen mit maskulinen Nomen, zum Beispiel die Automarken oder Abkürzungen der Namen von Zügen …
der Mercedes, der BMW, der Volkswagen,…
der ICE, der TGV, der AVE, …
Die meisten alkoholischen Getränke sind maskuline Nomen …
der Wein, der Cognac, der Rum
Leider gibt es eine sehr wichtige Ausnahme: DAS Bier
Auch einige Nomen aus der Geographie haben den Artikel DER. Dazu gehören beispielsweise die Himmelsrichtungen, viele Namen von Bergen oder Namen von nicht-europäischen Flüssen …
der Westen, der Süden, der Osten, der Norden
der Mont Blanc, der Mount Everest, der K2
Eine Ausnahme ist Deutschlands höchster Berg, “die Zugspitze“, denn dieses zusammengesetzte Nomen endet auf “-spitze”, einem femininen Nomen. Deshalb muss auch das ganze Nomen feminin sein.
der Mississippi, der Amazonas, der Nil,…
Die Artikel der Namen europäischer Flüsse müsst ihr leider auswendig lernen, denn sie sind entweder maskulin oder feminin. Hier nur einige Beispiele …
der Rhein, der Po, der Tiber
Aber viele Flussnamen sind weiblich …
die Donau, die Wolga, die Oder, die Weser, die Saar
Auch viele Wetterphänomene sind maskulin, darunter viele Arten von Niederschlägen. Dazu zählen beispielsweise …
der Regen, der Schnee, der Sonnenschein, der Nebel
(aber: DIE Wolke, DIE Sonne)
Viele Währungen, vor allem die wichtigsten, sind männlich …
der Euro, der Dollar, der Yen, der Schweizer Franken
… aber es gibt Ausnahmen, wie diese …
das britische Pfund, die türkische Lira
Gruppen mit femininen Nomen (Artikel DIE)
Entsprechend der männlichen Formen für Personen, Nationalitäten und Berufe gibt es diese auch als weibliche Formen:
die Mutter, die Tante, die Nichte
die Italienerin, die Spanierin, die Französin
die Ärztin, die Lehrerin, die Managerin
Wichtig !!!
An der Endung -IN seht ihr immer, dass ein Nomen feminin ist.
Auch für die Kardinalzahlen wird ein weiblicher Artikel gebraucht, wenn wir sie als Nomen verwenden. Wenn jemand zum Beispiel über Noten in der Schule spricht, hört ihr vielleicht diesen Satz …
Thomas hat eine Vier bekommen.
Oder wenn man in einer Lotterie eine Zahl ankreuzt …
Ich habe die dreiundzwanzig und die sechsundvierzig angekreuzt.
Ebenso sind andere größere Zahlwörter feminin …
die ‘obersten Zehntausend’, die Million, die Milliarde
In der Welt der Fahrzeuge kennen wir einige feminine Nomen wie die Motorradmarken oder die meisten Namen von Flugzeugen und Booten, wie diese Beispiele …
die Kawasaki, die Yamaha, die Harley Davidson
die Queen Elizabeth, die Titanic, die Andrea Doria
die Lufthansa, die Concorde, die Tupolev, die Boeing
Die Namen dieser Fahrzeugtypen sind in der Regel feminine Namen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um den Namen des Herstellers (wie bei den Motorradmarken) geht oder das Fahrzeug einen Eigennamen trägt, wie bei den Schiffsnamen.
Diese Fahrzeugnamen sind sogar dann feminin, wenn der Name männlich ist. So war Konrad Adenauer ein deutscher, männlicher Bundeskanzler. Aber der Name des Flugzeugs oder Schiffes mit dem Namen des ehemaligen Bundeskanzlers ist: DIE Konrad Adenauer.
Aber eine wichtige Ausnahme gibt es bei den Flugzeugen:
der Airbus
In der Natur kennen wir viele feminine Nomen, beispielsweise viele Obstsorten, Blumen und Bäume, aber es gibt auch hier einzelne Ausnahmen …
die Banane, die Birne, die Orange (aber: DER Apfel)
die Tulpe, die Rose, die Nelke
Eine Ausnahme ist “das Veilchen“, das wegen der diminutiven Endung “-chen” im Neutrum steht.
die Tanne, die Eiche, die Akazie
Aber es ist “der Tannenbaum”, weil in diesem zusammengesetzten Nomen das maskuline Wort “-baum” den Artikel bestimmt.
In der deutschen Politik spielen die politischen Parteien eine wichtige Rolle. Die Abkürzungen dieser Parteien sind feminin, wie bei diesen Beispielen …
die SPD, die CDU, die FDP, die CSU
Allerdings hängt der Artikel sehr vom Namen der Partei ab. Viele Parteien haben in ihren Namen oft ein oder mehrere Adjektive vor dem femininen Nomen “Partei“, das den Artikel bestimmt, zum Beispiel die “Sozialdemokratische Partei Deutschlands“. Da “Partei” ein feminines Nomen ist, stehen der ganze Parteiname und auch die Abkürzung mit dem Artikel DIE.
In Schleswig-Holstein gibt es den SSW. Die Abkürzung SSW steht für “Südschleswigscher Wählerverband“. Der “Verband” ist ein männliches Nomen, deshalb steht diese Partei mit dem Artikel DER.
Eine besondere Gruppe femininer Nomen sind Substantive mit der Endung -T, die von Verben stammen. wie zum Beispiel diese …
die Fahrt (fahren), die Sicht (sehen), die Ankunft (ankommen)
Gruppen mit neutralen Nomen (Artikel DAS)
Die Diminutive (Verkleinerungen) von Nomen mit den Endungen -chen oder -lein stehen immer im Neutrum. (Mehr darüber lernt ihr im Beitrag über Artikel bei bestimmten Nomenendungen):
das Blümchen, das Häuschen, das Büchlein
Zu dieser Gruppe, gehören auch wichtige Wörter wie…
das Mädchen, das Fräulein, das Männlein,…
Interessant ist, dass diese Nomen kein natürliches Geschlecht haben, sondern die diminutive Endung die Basis für die Bestimmung des Artikels ist.
Neutral sind auch Verben, deren Infinitiv als Nomen gebraucht wird (Nominalisierung) …
das Schwimmen, das Lesen, das Kochen, …
Genauso haben substantivierte Adjektive den Artikel DAS:
das Schöne, das Gute, das Wichtigste,…
Auch viele Namen von Metallen stehen mit dem neutralen Artikel:
das Eisen, das Gold, das Silber, das Kupfer, das Messing
Wichtige Ausnahmen:
DER Stahl, DIE Bronze
Jedoch nicht nur Metalle, sondern auch viele andere chemische Elemente stehen mit dem Artikel DAS, zum Beispiel …
das Chlor, das Kalium, das Uran
Aber bei zusammengesetzten Nomen müsst ihr wie immer den zweiten Teil des Nomens beachten, wie hier …
der Wasserstoff, der Sauerstoff, der Kohlenstoff
Ebenso stehen die Farben im Neutrum …
das Blau, das Rot, das Grün
Die Bruchzahlen sind in der Regel neutral:
das Drittel, das Viertel, das Achtel
Wichtige Ausnahme:
DIE Hälfte
Fremdwörter und Wörter aus anderen Sprachen
Ich höre immer wieder, dass Fremdwörter oder Wörter aus anderen Sprachen neutral seien. Das ist falsch!
Es gibt zwar viele Wörter mit lateinischem und griechischem Ursprung, die im Neutrum stehen, aber nicht alle. Andere glauben, dass alle Nomen aus dem Englischen neutral sind. Auch das stimmt nicht. Das vielleicht beste Beispiel ist “der Computer“, ein Nomen im Maskulinum.
Wie könnt ihr die Artikel lernen?
Grundsätzlich solltet ihr die Artikel und Pluralformen der Substantive immer sofort zusammen mit dem Wort lernen und das Wort erst als gelernt akzeptieren, wenn ihr wirklich auch seinen Artikel und seine Pluralform kennt.
Vielleicht ist es sinnvoll, sich beim Lernen zunächst auf die Endungen der Nomen zu konzentrieren, dann Wortgruppen mit gleichen Artikeln zu bilden.
Beide Kategorien helfen, unbekannte Artikel “systematisch” zu finden und zu lernen.
Für das Gedächtnis kann sinnvoll sein, sich “Referenzwörter” zu suchen, die für den eigenen Lebensalltag relevant sind. Zum Beispiel ist das Wort “Planung” in vielen Berufen sehr wichtig. Das Wort “Planung” hat den Artikel “die”, weil es auf -ung endet. Wenn ihr euch “Planung” als feminines Nomen merkt, ist es sehr leicht, sich auch anderer Wörter wie “Rechnung”, “Versicherung” oder “Abteilung” schnell zu merken, weil sie nach dem gleichen “System” funktionieren.
Zu den besten Lerntechniken gehören meiner Meinung nach die Visualisierung und das Mindmapping.
Wenn es möglich ist, solltet ihr beim Lernen der Nomen und Artikel mit Farben arbeiten. Eine Möglichkeit ist, die Nomen auf Lernkarten unterschiedlicher Farben schreiben. Beispielsweise könnt ihr die maskulinen Nomen auf blaue Karten, die femininen Nomen auf rote Karten und die neutralen Nomen auf graue Karten schreiben. Wenn ihr Listen mit Wörtern verwendet, könnt die Artikel mit unterschiedlichen Farben markieren.
Interessant kann auch die Technik des Mindmappings sein, weil ihr die Wörter auf diese Weise gut nach ihrem Sinn gruppieren könnt. Wenn ihr zusätzlich noch Farben verwendet, kann euch das sehr beim Lernen helfen.
Bitte denkt daran, dass das Lernen der Artikel (und ihrer Deklinationen) sehr wichtig ist, wenn ihr fehlerfrei Deutsch sprechen und schreiben wollt. Denn der richtige Gebrauch der Artikel und ihrer Deklinationen ist sehr relevant für andere grammatische Themen.
Zum Beispiel könnt ihr die Adjektive nur richtig deklinieren, wenn ihr die Artikel der Nomen kennt. Auch für die Wahl des richtigen Possessivartikels ist es sehr wichtig, das Genus eines Nomens zu kennen.
Wer die Artikel und den Wortschatz trainieren möchte, kann dieses Buch nehmen:
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Schiffe sind (wenige Ausnahmen) immer weiblich. Weil das zur Tradition gehört, dass Schiffe weibliche Namen tragen. Luftfahrzeuge habe diese Tradition übernommen.