Die Deklination der Adjektive (mit Übung)

Die Deklination der Adjektive ist leicht! Nein? Doch!

Und das werdet ihr in diesem Beitrag sehen !!!

Normalerweise lernt ihr die Deklination der Adjektive mit 3 großen Tabellen für die Adjektivendungen. Eine Tabelle braucht ihr für Adjektive nach bestimmen Artikeln, eine Tabelle für Adjektive nach unbestimmten Artikeln und noch eine Tabelle für Adjektive nach Nullartikeln. Das sind viele Endungen und immer wieder vergesst ihr welche. Richtig?

Das muss nicht sein, denn man kann die Adjektivdeklination auch anders lernen. Dafür reichen 2 leichte Tabellen und eine Regel. Nehmt euch bitte ein bisschen Ruhe und habt Geduld, die Regel zu lernen und zu verstehen!

Ihr wisst sicher, dass man Adjektive nicht immer deklinieren muss. Wenn Adjektive attributiv nach dem Verb ‘sein’ stehen, müsst ihr sie nicht deklinieren, wie in diesem Beispiel …

Mein Großvater ist alt.

Man muss sie nur deklinieren, wenn sie vor einem Substantiv/Nomen stehen, wie hier …

Mein alter Großvater raucht viele Zigaretten.

 

Das Nomen ist sehr wichtig für die Adjektivdeklination.

Nomen sind Satzglieder oder Teile davon. Sie haben immer eine bestimmte Funktion im Satz. Deshalb hat ein Nomen immer einen bestimmten Genus (maskulin, feminin oder neutral), einen bestimmten Kasus (Nominativ, Akkusativ, Dativ oder Genitiv) und einen bestimmten Numerus (Singular oder Plural).

Artikel und Adjektive vor diesem Nomen müsst ihr genau so wie das Nomen deklinieren. Das bedeutet, dass Genus, Kasus und Numerus dieselben wie beim Nomen sein müssen . In dem Beispiel …

Die schwarze Katze sitzt unter dem Tisch.

… ist “Katze” ein feminines Nomen im Nominativ und im Singular. Also muss auch der Artikel “die” und das Adjektiv “schwarz” im Nominativ stehen.

 

Das Kasus-Signal

Das Genus und die Singular- und Pluralformen eines Nomens kann man ja einfach lernen, aber leider kann man den Fall / Kasus eines Nomens nicht immer genau erkennen, weil die Endungen am Nomen oft gleich oder ähnlich sind. Zum Beispiel kann man am Nomen “Katze” nur klar sehen, dass es Singular ist und man kann den Genus lernen. Aber im Singular hat das dieses Nomen in allen 4 Fällen (Nominativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv) dieselbe Endung -e. Der konkrete Fall ist also nicht so leicht erkennbar.

Damit man für das Adjektiv die richtige Deklination wählen kann, braucht man aber immer mindestens ein “Signal”, das zeigt, in welchem Kasus das Nomen steht oder stehen soll. Nur mit diesem “Kasus-Signal” kann man verstehen, in welchem Fall man das Adjektiv dann deklinieren muss.

Dieses “Kasus-Signal” findet ihr am Ende der meisten Artikel.

 

Wie findet man das Kasus-Signal?

Ihr seht, dass die Kasus-Signale fast die gleichen sind wie die Endungen der bestimmten Artikel. Nur bei dem Artikel “das” müsst ihr aufpassen, denn aus “das” gewinnt ihr das Kasus-Signal ES. Aus “des” (für den Genitiv Maskulin und Neutrum) bekommen wir auch das Kasus-Signal ES.

 

Wenn es ein Kasus-Signal gibt, …

Wie ihr oben gesehen habt, ist das Kasus-Signal am Ende des Artikels wichtig für die Deklination des Adjektivs.

Dabei spielt es keine Rolle, was für ein Artikel vor dem Adjektiv steht. Es zählt nur, ob es ein Kasus-Signal gibt oder nicht!

Wenn ihr ein Kasus-Signal am Artikel findet, braucht, ihr diese Tabelle für die richtige Adjektivendung…

Diese Tabelle ist euch vielleicht neu, aber sie ist ganz leicht zu lernen, denn es gibt nur fünf Endungen auf -e. Alle anderen Endungen sind -en.

Ok, testen wir das mit einem Beispiel …

In dem Satz …

Der alt___ Hund liegt in seinem weich___ Körbchen.

… seht ihr das Kasus-Signal -er beim Artikel “der” vor dem maskulinen Nomen “Hund“.

Da ihr schon ein Kasus-Signal habt, braucht ihr Tabelle 2 für die Adjektivendung. Als Subjekt des Satzes steht “der Hund” im Nominativ und im Singular. Also müsst ihr an das Adjektiv “alt” die Endung -e anhängen.

Der Ausdruck “in seinem weich___ Körbchen” ist eine lokale adverbiale Bestimmung. Wichtig ist hier auch wieder das Kasus-Signal -em am Possessivartikel “sein“.

Da “Körbchen” ein neutrales Nomen im Singular ist, signalisiert das Kasus-Signal einen Dativ (Neutrum). Ein Blick in die Tabelle 2 zeigt euch, dass ihr für das Adjektiv die Endung -en braucht.

Deshalb lautet der komplette Satz …

Der alte Hund liegt in seinem weichen Körbchen.

 

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Ein Tipp:

Da wir die Kasus-Signale aus den Endungen der BESTIMMTEN Artikel gewinnen, gibt es IMMER ein Kasus-Signal, wenn vor dem Adjektiv ein bestimmter Artikel steht. Das ist auch bei Demonstrativartikeln (wie dieser, diese,…) der Fall.

 

Wenn es kein Kasus-Signal gibt …

Es kann aber passieren, dass ihr kein Kasus-Signal findet, weil es kein Signal gibt. Das ist immer der Fall, wenn es KEINEN Artikel gibt, wie hier …

Im Zoo sehe ich Elefanten und Affen.

Carla trinkt Kaffee mit Milch.

Den sogenannten Nullartikel findet ihr vor allem, wenn ein Nomen unbestimmt im Plural steht (Beispielsatz 1) oder wenn es im Singular nicht zählbar ist (Beispielsatz 2).

Das bedeutet, das Kasus-Signal fehlt hier, denn OHNE Artikel gibt es KEIN Kasus-Signal!

Ohne Kasus-Signal stehen zum Beispiel auch

  • maskuline und neutrale unbestimmte Artikel (ein) im Nominativ,
  • maskuline und neutrale Possessivartikel (mein, dein,…) im Nominativ,
  • maskuline und neutrale Negationsartikel (kein) im Nominativ

Dafür seht ihr einige Beispiele …

Ein Computer hat kein Kabel.

Mein Haus ist alt.

Sonntags fährt kein Bus zur Universität.

 

Auch vor neutralen Nomen im Akkusativ haben diese Artikel KEIN Kasus-Signal, wie hier …

Jakob will ein Handy kaufen.

Ich muss mein Auto in die Werkstatt bringen.

Petra hat kein Fahrrad.

 

Wenn es kein Kasus-Signal gibt, müsst ihr ein Kasus-Signal AN DAS ADJEKTIV anhängen!

Dafür nehmt ihr ganz einfach die Kasus-Signale aus der Tabelle 1. Auch das testen wir mit Beispielen …

Hans öffnet sein groß___ Fenster.

Das Nomen “Fenster” ist neutral, steht im Singular und ist das Akkusativobjekt im Satz. Der passende Possessivartikel “sein” hat kein Kasus-Signal, denn es gibt keine Artikelendung aus Tabelle 1.

Also müsst ihr das passende Kasus-Signal an das Adjektiv anhängen. Der Satz mit der richtigen Adjektivdeklination ist dann …

Hans öffnet sein großes Fenster.

 

Noch ein Beispiel …

Erik mag alt___ Autos.

Das Nomen “Autos” ist der Plural von “Auto”. Es geht hier um irgendwelche, unbestimmten Autos. Also steht kein Artikel, weil wir in der deutschen Sprache keinen unbestimmten Artikel im Plural haben.

Da vor dem Nomen kein Artikel steht, gibt es kein Kasus-Signal.

Am Nomen “Autos” kann man zwar sehen, dass es im Plural steht, aber der Kasus ist nicht klar. Deshalb müsst ihr auch hier das Kasus-Signal an das Adjektiv “alt” anhängen, weil ihr ja mindestens ein Kasus-Signal braucht.

Im Satz hat “Autos” die Funktion eines Akkusativobjekts. Deshalb müsst ihr für das Adjektiv die Endung -e (für Akkusativ Plural) aus Tabelle 1 nehmen.

Der Satz ist also …

Erik mag alte Autos.

 

Spezialfall: Nicht zählbare Nomen im Genitiv

Ein spezieller Fall sind maskuline und neutrale Nomen im Genitiv Singular, die nicht zählbar sind.

An viele maskuline und neutrale Nomen müsst ihr im Genitiv Singular ein -s oder -es anhängen.

In diesem speziellen Fall findet ihr das Kasus-Signal im Nomen. Wenn ein Artikel mit einem Kasus-Signal vor dem Nomen steht, gibt es dann sogar zwei Kasus-Signale, die natürlich gleich sein müssen, wie in diesem Beispiel …

Tina ist die Freundin unseres netten Hausmeisters.

Hier seht ihr zwei Kasus-Signale für den Genitiv. Aber auch in diesem Fall braucht ihr für die Adjektivendung die zweite Tabelle (mit den Adjektivendungen).

Aber auch beim Genitiv ist es möglich, dass KEIN Artikel vor dem Nomen steht. Wie ihr oben gesehen habt, stehen nicht zählbare Nomen oder Nomen im unbestimmten Plural ohne Artikel.

Ein interessanter Fall sind dabei maskuline und neutrale Nomen im Singular, die nicht zählbar sind. Das Genitiv-s (oder -es) ist ein Kasus-Signal, obwohl KEIN Artikel steht.

Deshalb braucht ihr auch hier für die Adjektivendung die zweite Tabelle, wie im folgenden Satz …

Paul ist ein Freund guten Weines.

Das Wort “Wein” ist ein unbestimmter Singular und nicht zählbar. Deshalb steht kein Artikel davor. Das notwendige Kasus-Signal findet ihr aber in der Genitivendung von “Weines“.

 

Wie lernt man die Adjektivdeklination?

Wenn ihr die Adjektivdeklination nach dieser Methode lernen wollt, braucht ihr zunächst viel Geduld, die Regel mit den Kasus-Signalen zu verstehen und anzuwenden. Dann solltet ihr diese Regel konsequent befolgen.

 

Der Anfang: Muss das Adjektiv dekliniert werden?

Am Anfang steht immer die Frage, ob ihr das Adjektiv deklinieren müsst. Wenn das Adjektiv nicht vor einem Nomen steht, sondern atrributiv mit dem Verb ‘sein’ gebraucht wird, müsst ihr es nicht deklinieren!

 

Das Kasus-Signal suchen!

Wenn ihr richtige die Adjektivendung finden wollt, steht am Anfang immer die Frage:

Gibt es ein Kasus-Signal?

Die Frage ist nicht: Gibt es einen Artikel? Denn die Art des Artikels ist für die Deklination der Adjektive nicht relevant. Nur die Artikelendung ist wichtig, also das Kasus-Signal!

Wenn es ein kasus-Signal (oder zweimehr Signale) gibt, braucht ihr für Adjektivendung die Tabelle 2 (mit den Adjektivendungen).

Wenn es KEIN Kasus-Signal gibt, braucht ihr ein Signal, das ihr in der Tabelle 1 (Kasus-Signale) findet.

 

Genus, Kasus und Numerus des Nomens kennen

Wenn ihr euch für die richtige Tabelle entschieden habt, müsst ihr nur noch die richtige Endung für den passenden Kasus, den passenden Genus und den passenden Numerus an das Adjektiv anhängen.

Wichtig ist natürlich, dass ihr den Kasus, den Genus und den Numerus des Nomens vor dem Adjektiv kennt.

Den Kasus erkennt ihr im Kontext des Satzes oder im leichtesten Fall am Artikel. Aber ihr müsst den Genus und den Numerus des Nomens einfach nur gut lernen. Damit ihr die Deklination der Adjektive wirklich gut beherrscht, müsst ihr auf jeden Fall wissen, ob das Nomen maskulin, feminin oder neutral ist und ihr müsst natürlich auch den Plural des Nomens kennen.

 

Wie trainiert man die Deklination der Adjektive?

Ein altes Sprichwort sagt: “Viele Wege führen nach Rom”. So ist es auch bei der Adjektivdeklination. Am Anfang braucht ihr sicher viele Übungen mit Lücken, wo ihr Adjektive oder Adjektivendungen einsetzen müsst. Wenn ihr die Lücken ausfüllt, sollte ihr nicht einfach raten, sondern ganz bewusst mit der Methode des Kasus-Signals arbeiten und eure Antworten überprüfen.

Mit der Zeit fallen euch dann einige Endungen automatisch ein und das ist gut so!

Wenn ihr sprecht und hört, solltet ihr bewusst an die Adjektivdeklination denken und sie so gut es geht überprüfen. Das ist am Anfang sehr schwer, aber mit ein bisschen Routine werdet ihr besser.

Auch das Lesen kann sehr hilfreich sein, wenn ihr bewusst lest. Konzentriert euch dabei auf die Deklinationen der Adjektive! Wenn ihr Adjektive lest, fragt euch bitte immer wieder: Warum steht hier diese Endung und arbeitet dann mit den Regeln!

 

 

In dieser Übung könnt ihr hier die Adjektivdeklination trainieren.

Ihr müsst die richtigen Adjektivendungen einsetzen.

Viel Spaß!

 

 

https://deutsch-coach.com/wann-muessen-wir-adjektive-deklinieren/

 

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