Das Plusquamperfekt – die Vorvergangenheit

Grammatik im Fokus

Das Plusquamperfekt ist – wie das Präteritum und das Perfekt – eine Zeit der Vergangenheit. Der Begriff kommt aus der lateinischen Sprache und bedeutet “vollendete Vergangenheit”.

Das Plusquamperfekt, das häufig auch “Vorvergangenheit” genannt wird, ist für viele, die Deutsch lernen, etwas Exotisches. Aber eigentlich ist es relativ leicht zu verstehen und nicht schwer zu verwenden.

Diese Zeit wird oft beim Schreiben verwendet, wir können sie aber auch beim Sprechen einsetzen.

 

Wie verwenden wir das Plusquamperfekt?

Wenn wir ausdrücken wollen, dass eine Handlung in der Vergangenheit vor einer anderen Handlung in der Vergangenheit passiert, dann verwenden wir das Plusquamperfekt. Deshalb nennen wir es VOR-Vergangenheit.

 

Wie bilden wir das Plusquamperfekt?

Das Plusquamperfekt wird ähnlich wie das Perfekt gebildet. Wir nehmen also die Hilfsverbensein‘ oder ‘haben‘ und das Partizip II des Verbs, das wir im Plusquamperfekt bilden wollen.

Aber wir bilden die Formen von ‘sein‘ oder ‘haben‘ nicht im Präsens, sondern setzen sie ins Präteritum.

Wie beim Perfekt muss man natürlich darauf achten, dass die grammatische Person (zum Beispiel erste Person Singular = ich) mit der richtig konjugierten Form des Hilfsverbs steht. Das Partizip II wird nicht konjugiert. Das bedeutet, es ändert sich sich nie!

 

Beispiele:

Perfekt: Er hat ein Auto gekauft.

Plusquamperfekt: Er hatte ein Auto gekauft.

Perfekt: Wir sind ins Kino gegangen.

Plusquamperfekt: Wir waren ins Kino gegangen.

Die Position im Satz

Das Plusquamperfekt ist wie das Perfekt eine zusammengesetzte Zeit. Es gibt also zwei Teile (Hilfsverb + Partizip II).

In Hauptsätzen steht das konjugierte Hilfsverb normalerweise auf Position 2 und das Partizip II am Ende.

In Nebensätzen steht das konjugierte Hilfsverb am Ende, noch hinter dem Partizip II.

Beispiele:

Er war früh abgereist. (Hauptsatz)

Er hatte viel Zeit, weil er früh abgereist war. (Nebensatz)

 

Wann brauchen wir ‘sein’ oder ‘haben’ ?

Die Regeln für den Gebrauch von ‘haben‘ und ‘seinsind die gleichen Regeln wie im Perfekt. Das bedeutet, dass Verben, die im Perfekt mit ‘sein’ funktionieren, auch im Plusquamperfekt mit diesem Hilfsverb funktionieren. Genauso ist es natürlich auch mit dem Hilfsverb ‘haben’.

 

Zwei Handlungen – zwei Sätze … und ein Konnektor

Wenn wir zwei Handlungen in eine zeitliche Reihenfolge bringen, brauchen wir dafür meistens zwei Sätze mit einem Konnektor, der sie verbindet. In einem Satz finden wir eine Handlung in der Vergangenheit, im anderen Satz nennen wir eine Handlung, die vor der ersten Handlung stattfindet.

Oft gebrauchen wir den NEBENSATZ-Konnektor NACHDEM (bitte nicht die Präposition NACH verwenden !!!), um die beiden Sätze zu verbinden. ‘NACHDEM’ steht dabei immer in dem Satz mit dem Plusquamperfekt.

Der Nebensatz mit ‘NACHDEM‘ kann vor oder nach dem Hauptsatz stehen, der die andere (spätere) Handlung enthält.
Man kann also mit dem Nebensatz beginnen, oder zuerst den Hauptsatz schreiben.

Beispiele:

Nachdem er gearbeitet hatte, ging er spazieren.

Nachdem ich nach Hause gefahren war, kochte ich das Essen.

Er ging spazieren, nachdem er gearbeitet hatte.

Ich kochte das Essen, nachdem ich nach Hause gefahren war.

Auch der Konnektor BEVOR (bitte nicht die Präposition VOR verwenden !!!), mit dem wir ebenfalls Nebensätze beginnen können, kann gut für Konstruktionen mit dem Plusquamperfekt gebraucht werden.

Dieser Konnektor steht jedoch in dem Satz, der die nachfolgende Handlung nennt.

Beispiele:

Bevor der Bus kam, hatte ich lange gewartet.

Ich hatte lange gewartet, bevor der Bus kam.

 

Perfekt oder Präteritum in dem anderen Satz?

Wie oben gesagt, können wir das Plusquamperfekt verwenden, wenn wir sprechen oder schreiben.

Wenn wir sprechen, nehmen wir in dem anderen Satz meistens das Perfekt, wenn wir schreiben, ist das Präteritum im anderen Satz oft sinnvoller.


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2 Gedanken zu „Das Plusquamperfekt – die Vorvergangenheit“

  1. Darf ich eine Frage stellen? Wir haben eine Diskussion darüber, ob es im untenstehenden Nebensatz “bezieht” oder “bezog” heißen muss. Es wäre super, wenn ich eine Antwort darauf bekommen würde!!! Vielen Dank schon mal.
    “Das Bürgerensemble hatte eine Performance entwickelt und eingeübt, die sich direkt auf die Arbeiten bezieht (oder bezog?) und zur Finissage in der Ausstellung stattfinden sollte. ”
    Grüße aus Darmstadt
    Brigitte Marold

    1. Hallo, Frau Marold,
      ich würde “bezog” sagen, weil Sie über ein Ereignis schreiben, das in der Vergangenheit stattfand. Möglicherweise bezieht sich die Performance ja immer noch auf die Arbeiten, aber das Präsens passt hier meiner Meinung nach einfach nicht in den Kontext, der ja komplett in der Vergangenheit liegt.

      Viele Grüße
      Tom Burghause

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