Verwendung der Modalverben “müssen”, “sollen”, “sollte”

Grammatik im Fokus

Die Verwendung der Modalverben ist oft ein Problem für Deutschlernende. Deshalb möchte ich die Verwendung der Modalverben an dieser Stelle kurz erklären.

Im Prinzip verwenden wir die drei Modalverben, wenn wir sagen wollen, dass wir eine Aufgabe oder eine Pflicht haben. Welches Modalverb wir konkret brauchen, hängt aber davon ab, wie stark die Aufgabe oder die Pflicht ist und woher die Aufgabe oder die Pflicht kommt.

müssen

Mit “müssen” drücken wir eine Aufgabe / Pflicht aus, die von uns selbst kommt. Wir selbst denken oder glauben, etwas ist unsere eigene Aufgabe / Pflicht. Die Aufgabe kommt nicht von einer anderen Person, sondern es ist unsere eigene Aufgabe / Pflicht.

Ich muss etwas essen. Ich habe Hunger.

Hier ist für den Sprecher wichtig, dass er etwas isst, denn er hat Hunger. Er sieht es als SEINE Pflicht / Aufgabe. Also verwendet man in dieser Situation das Modalverb MÜSSEN.

 

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sollen

Mit “sollen” meinen wir Aufgaben / Pflichten / Befehle, die von einer anderen Person / anderen Personen kommen. Es wird von uns erwartet, dass wir etwas tun.

Der Arzt hat gesagt, ich soll das Medikament jeden Tag nehmen.

Hier kommt die Aufgabe von dem Arzt und der Sprecher macht das, was der Arzt sagt. Also benutzen wir hier das Modalverb SOLLEN.

Es kann aber sein, dass man einen Befehl / eine Aufgabe / eine Pflicht (=> soll) selbst auch richtig oder wichtig findet. Man macht also eine Aufgabe / Pflicht zu seiner eigenen Aufgabe und verwendet deshalb das Modalverb MÜSSEN. Dann kann der Sprecher es natürlich auch so sagen:

Ich muss das Medikament nehmen. Ich brauche es.

Bitte nicht an Englisch denken !!!

Der Ausdruck “nicht müssen” bedeutet nicht “musn’t”! Es bedeutet wirklich, dass man etwas nicht machen muss. Wenn wir “musn’t” sagen möchten, verwenden wir “nicht dürfen”.

Wenn wir aber NICHT MÜSSEN (= needn’t) meinen, verwenden wir NICHT BRAUCHEN + ZU.

Beispiel:

Du BRAUCHST die Küche nicht ZU putzen, weil ich sie gestern schon geputzt habe.

 

sollte

Das Verb “sollte” ist ein Spezialfall.

Es kommt von SOLLEN und kann mehrere Bedeutungen haben.

  1. SOLLTE als Empfehlung:

    Du solltest weniger essen.

    Du solltest mehr Sport treiben.

    Hier haben wir eine Empfehlung, die von einer anderen Person / anderen Personen kommt. Es ist jedoch nur eine Empfehlung, aber kein Befehl oder Pflicht.

  2. SOLLTE als Vergangenheitsform (Präteritum) von SOLLEN

    Ich sollte gestern schon um drei Uhr zum Zahnarzt kommen.

    Wir sehen hier eine Aufgabe / Pflicht in der Vergangenheit.

Die folgende Grafik zeigt die drei Verben.


 

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15 Gedanken zu „Verwendung der Modalverben “müssen”, “sollen”, “sollte”“

  1. Das hat mir wirklich gefallen! Aber ich möchte den Unterschied zwischen dem Modalver ☆DÜRFEN ☆ und schwachem Verb ☆ERLAUBEN☆ wissen.

    1. Hallo,
      ich gebe Ihnen ein Beispiel:
      Er darf im Garten spielen.
      Ich erlaube ihm, im Garten zu spielen.

      dürfen = to be allowed to
      erlauben = to give the permission

      Ich wünsche dir einen schönen Tag. 🙂

    1. Vielen Dank, Diana,

      ich muss darüber nachdenken, aber die Übersetzung der Seite in die englische Sprache ist teuer.

      Ihnen auch einen schönen Tag !!! 🙂

  2. Hallo,
    super klar. Danke sehr!
    Könnten Sie auch den Unterschied zwischen MÜSSEN und SOLLEN erklären, wenn es ums Passiv geht?
    Z.B.: Die Aufgabe muss/soll erledigt werden?
    Das Objekt (im Passiv als Subjekt) wünscht das selbst nicht. Hat es dann mit der Notwendigkeit zu tun oder mit dem Sprechenden?
    Selbstverständlich meine ich die objektive (und nicht die subjektive) Bedeutung von MÜSSEN und SOLLEN.
    Danke im Voraus!

      1. Hallo,
        heißt das , wenn etwas unbedingt zu machen/erledigen ist, dann verwendet man MÜSSEN, egal wer das macht o. wer das machen will? Auch wenn etwas von mir gemacht wird und ich das selbst machen will/ brauche, dann ist MÜSSEN wieder zu verwenden. Und wenn man jemanden dazu zwingt/ es ein Befehl ist, dann kommt SOLLEN ins Spiel?
        Z.B:
        1. Ich habe ein paar Sachen zu erledigen / ich muss ein paar Sachen erledigen / Ein paar Sachen müssen erledigt werden (es ist mein Wunsch und sie werden von mir selbst erledigt).
        2. Die Zimmerpflanzen sollen (von dir) morgen gegossen werden / Du sollst morgen die Zimmerpflanzen gießen (da geht’ um eine Bitte/einen Befehl, was nicht vom Sprechenden gemacht wird, sondern von anderem).
        Verstehe ich den Unterschied richtig?
        Danke im Voraus!

  3. Das stimmt so nicht. Wenn es in einem Text beispielsweise heißt: “Laut Gesetz müssen sich Autofahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten”, dann hat diese Muss-Vorschrift nichts mit dem innerem Antrieb der Autofahrer zu tun.

    Im Übrigen haben die Wörter “muss” und “soll” ganz klare juristische Implikationen. “Muss” bedeutet, dass eine Vorschrift zwingend ist. “Soll” geht etwas mehr in Richtung einer dringlichen Empfehlung. Sie lässt sich übersetzen mit “muss, wenn nicht gravierende Gründe dagegen sprechen”. In aller Regel ist sie also ebenfalls zwingend.

  4. Wie wäre es in dieser Situation: man darf hier nicht telefonieren. Sie müssen/sollen das Handy ausschalten.
    Also müssen oder sollen?

    1. Hallo, Monika,
      ich denke, das ist eine Situation, in der beide Möglichkeiten funktionieren könnten, vor allem in der Alltagssprache.
      Wenn man jemandem sagen will, dass etwas eine Pflicht in seinem eigenen Sinn ist, kann man “müssen” nehmen.
      => Sie müssen, das Handy ausschalten, (damit Sie keine Probleme bekommen). Wenn es wirklich mehr wie ein Befehl klingt, würde ich “sollen” verwenden.

      Viele Grüße
      Deutsch-Coach

  5. sollen/wollen
    Und was ist mit der subjektiven Bedeutung beider Verben?

    Z.B.: Direkte/indirekte Rede/Wiedergabe einer Behauptung
    Er will die schwerste Aufgabe ganz alleine gelöst haben.
    Er soll die schwerste Aufgabe ganz alleine gelöst haben.

    Lieben Gruß an alle

    1. Hallo, Ali,

      ja, diese subjektive Bedeutung existiert natürlich. Aber das wird vielleicht mal ein anderer Beitrag.

      VG
      Deutsch-Coach

      1. Danke Dir.
        Hoffentlich bald…
        Übrigens; Deine Seite finde ich toll.
        Ich habe Sie allen meinen DaF-Schülern:innen
        wärmstens empfohlen.
        LG

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