Die meisten Sätze in der deutschen Sprache stehen im Aktiv. Das bedeutet, das Prädikat dieser Sätze wird im Aktiv verwendet. Trotzdem haben viele Menschen, die Deutsch lernen, den Eindruck, dass das Passiv im Deutschen öfter verwendet wird als in anderen Sprachen.
Es kommt sicher auf den Kontext an, ob die Verwendung des Passivs nötig ist oder sinnvoller ist als der Gebrauch des Aktivs, aber zunächst sollte klar sein, wann ihr das Aktiv verwenden könnt oder solltet, und wann das Passiv die bessere Alternative ist.
Denn leider kommt es vor, dass Texte und Gespräche zu stark mit Passivsätzen “gefüllt” sind und deshalb schwer zu lesen oder zu verstehen sind.
Darum möchte ich euch in diesem Beitrag etwas genauer erklären, wann ihr das Aktiv oder das Passiv verwenden könnt oder solltet.
Nicht immer gibt es DIE Regel, die vorschreibt, wann man das Aktiv oder das Passiv nehmen muss, denn es kommt immer ein wenig auf den Kontext an, in dem ihr eine Aktion oder Situation beschreibt.
Aber auch kann es manchmal von Bedeutung sein, welchen Zuhörern oder Leser ihr eure Information mitteilen wollt. Deshalb solltet ihr die folgenden Abschnitte nicht als feste Regeln, sondern nur als Orientierungshilfe verstehen.
Wann brauchen wir das Aktiv?
Die meisten Sätze der deutschen Sprache stehen sicher mit einem Verb im Aktiv. Wir verwenden den Aktiv, um zu auszudrücken, dass der Akteur, der sogenannte Agens, einer Handlung oder in einer Situation wichtig für den Kontext ist. Es soll also klar gesagt werden, WER etwas macht. In diesem Beispiel seht ihr das klar …
Mein Sohn Peter spielt gut Fußball. Er schießt viele Tore.
Die Verben ‘spielen‘ und ‘schießen’ steht im Aktiv, denn es ist für den Kontext wichtig, dass “mein Sohn Peter” ein guter Fußballspieler ist und viele Tore schießt. Es geht nicht um irgdendeine Person, sondern ganz speziell um Peter.
Wie könnt ihr Verben trainieren?
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Wann brauchen wir das Passiv?
Das Passiv macht immer dann Sinn, wenn der Akteur einer Handlung in den Hintergrund tritt oder sogar komplett ohne Bedeutung ist. Es kann auch sein, dass der Akteur der Handlung überhaupt nicht bekannt ist.
Wir benutzen das Passiv also normalerweise, wenn wir die Handlung, die Aktion oder die eigentliche Situation in den Vordergrund stellen wollen oder müssen, wie in den folgenden Beispielen …
Das Haus wurde im Jahr 1960 gebaut.
Dieses Beispiel zeigt, dass es in diesem Satz vor allem wichtig ist, wann das Haus gebaut wurde. Wer es gebaut hat, soll in diesem Satz nicht gesagt werden, weil diese Information nicht wichtig ist.
In diesem Satz …
Bei dem Bankraub wurden 100000 Euro gestohlen.
… ist möglicherweise nicht bekannt, wer das Geld gestohlen hat. In diesem Fall ist es gar nicht möglich, den oder die Räuber zu nennen.
Oder es ist wichtiger, dass 100000 Euro gestohlen wurden. Dann ist es im Kontext sinnvoller, das zu betonen und den Akteur nicht zu erwähnen.
Meine Empfehlungen
In einigen Situationen ist man jedoch – je nach Kontext und Empfänger der Information – relativ frei zu entscheiden, ob man das Aktiv oder das Passiv verwenden möchte, da beide Möglichkeiten bestehen.
Die Verwendung des Passivs bedeutet sicher mehr Niveau im Ausdruck. Es macht eine Sprache oft sachlicher und weniger emotional, da der Akteur (Agens) gegenüber der Handlung, der Aktion oder der Situation in den Hintergrund tritt.
Es eignet sich deshalb besonders gut zur Beschreibung wissenschaftlicher Vorgänge oder für Nachrichten, wo es vor allem auf Prozesse und weniger auf handelnde Personen oder Gruppen ankommt. Solche Texte können auch Kochrezepte sein.
Allerdings sind Texte, die einen hohen Anteil an Passivstrukturen haben, meistens schwerer zu lesen und vielleicht auch schwerer zu verstehen. Auch fehlt ihnen die Lebendigkeit, die ein “aktiver” Akteur dem Kontext geben kann.
Vor allem wenn ihr eine Handlung (speziell) mit einem Akteur verbindet, aber auch wenn ihr lebendig schreiben wollt, solltet ihr eher das Aktiv verwenden.
Manchmal, aber bitte nicht zu oft, könnt ihr auch Passiversatzformen einsetzen, wenn ihr zwar einen Kontext ohne speziellen Akteur beschreibt, aber trotzdem nicht immer das Passiv gebrauchen wollt. Zu diesen Passiversatzformen zählen Beispielsweise Strukturen mit “man” oder mit “sein zu” + Infinitiv.